Süddeutsche Zeitung

Messe Food & Life:Ein Schlemmerparadies mit Schrullen

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Bier aus Brotresten, ein veganer Elfentrunk oder Insektenmehl: Auf der Messe Food & Life zeigen Start-ups ihre Erfindungen.

Von Franz Kotteder

Der Trend geht eindeutig in Richtung Gesundes. Wenn man so will sogar ein bisschen ins Schrullig-Sektenhafte. Aber das mag ein sehr subjektiver Eindruck sein, wenn man an einem Stand zum Beispiel den "veganen Elfentrunk" entdeckt, oder auch den veganen Honig mit dem an und für sich hübsch pfiffigen Namen "Vonig". Für ihn werden keine Bienchen in artfremden Folterbatterien, sprich: Bienenkästen gehalten oder, wie der militante Tierfreund vielleicht denken könnte, irgendwie gequält. Sondern er wird allen Ernstes aus einer Art Gänseblümchenextrakt hergestellt. Kann man nicht erfinden, so etwas. Doch, kann man eben schon.

Wir befinden uns in der Start-up-Zone der Messe Food & Life, die derzeit parallel zur Heim & Handwerk auf dem Messegelände stattfindet, wie immer sehr viel kleiner, aber mit 325 Ausstellern aus 13 Ländern mittlerweile auch schon eine eigene Halle füllend, die C3 nämlich. Es handelt sich hier gewissermaßen um das Schlemmerparadies der großen Verbrauchermesse. Viele Münchner strömen hierher, um sich günstig mit italienischer Salami, Südtiroler Schinken oder Schweizer Bergkäse einzudecken, Weine und Whisky zu verkosten, oder sich Tipps fürs besseres Kochen an der offenen Showbühne abzuholen.

Die ist auch dieses Jahr wieder erstklassig bestückt. Der Zwei-Sterne-Koch Tohru Nakamura vom Werneckhof tritt dort zum Beispiel am Sonntag um 13 Uhr auf, sein Zwei-Sterne-Kollege Bobby Bräuer vom Esszimmer bereits am Donnerstag (14.30 Uhr), neben weiteren ersten Namen aus der Münchner Koch-Szene.

Und natürlich kommt man auch, um Neuigkeiten kennenzulernen. Dafür hat die Messeleitung ihre Themenfläche "Food.Startups" eingerichtet. Zusammen mit der Münchner Agentur Startin Food hat man einen Wettbewerb ins Leben gerufen, bei dem die Jungunternehmer in einer ersten Runde per Crowdfunding Unterstützer für ihr Projekt finden sollten. Die ersten drei, die am meisten Geld und Unterstützer einsammelten, bekamen dann kostenfrei einen Stand auf der Start-up-Fläche der Food & Life, die insgesamt 23 neue Kleinunternehmen präsentiert.

Da sind sie nun also, und auf den vorderen Plätzen fanden sich ausnahmslos kleine Firmen, die sich besonders bewusst und nachhaltig präsentierten. Etwa Jessica und Christoph Reiniger aus Krefeld, die mit Smart-Glutenfree glutenfreies Mehl und die dazugehörige Backmethode entwickelt haben - für Menschen, die unter Glutenunverträglichkeit leiden wie die Tochter der Reinigers, ein echter Segen.

Auf den anderen beiden Plätzen fanden sich Colero - ein Start-up, das essbare Löffel herstellt, und Knärzje, eine Frankfurter Minibrauerei mit Bier "aus gerettetem Brot", eine recht drollige Art der Wiederverwertung. Ein weiterer Trend: Lebensmittel aus Insektenmehl sind groß im Kommen. Auf der Messe findet man Pasta aus Grillen von Beneto oder Fruchtriegel aus diversen Insekten von der Erlanger Firma Imago.

Die neuen Münchner Angebote befassen sich in diesem Jahr vorwiegend mit Getränken. Die Laimerin Katrin Schulze zum Beispiel hat mit ihrer Freundin Verena Schindler Salto gegründet. "Macht Wasser krasser" lautet ihr flotter Slogan, und das ist ein bisschen übertrieben, denn eigentlich schmeckt ihr Gurken-Minze-Konzentrat, das man normalem Leitungs- oder Mineralwasser beimischen kann, angenehm mild. Vielleicht ist die zweite Geschmacksmischung, Grapefruit, tatsächlich krasser.

Wenn auch nicht so krass wie der Gin, den Tim Steglich an seinem Stand anpreist. Der nennt sich "The Illusionist", also in etwa: "Der Zauberer", hat eine stilvolle Flasche im Art-déco-Outfit und ist dank der thailändischen Schmetterlingsblüte blau - und färbt sich rosa, wenn man Tonic Water beigibt, und gelblich, wenn es sich um normales Wasser handelt. Lustige Farbenspiele gibt das, und am Ende ist vermutlich mindestens einer wieder blau. Auch wenn das dann nicht der Gin sein muss.

Messe Food & Life, bis zum 1. Dezember, täglich von 09.30 bis 18 Uhr auf dem Messegelände Riem, Halle C3

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Quelle:
SZ vom 28.11.2019
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