Süddeutsche Zeitung

Fast Food:Wie sich McDonald's die Zukunft des Essens vorstellt

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Noch zügiger bestellen, noch komfortabler vorfahren, noch mehr Bratlinge pro Stunde: Die amerikanische Burger-Kette präsentiert in München ihre nagelneue Vorzeige-Filiale. Ein Besuch.

Von Philipp Crone

Und dann wird zum Schluss ein Big Mac hereingetragen, der seinen Namen verdient hat. Bis dahin gibt es am Freitagvormittag an der Stäblistraße 16 schräg gegenüber der Deutschland-Zentrale eine einstündige, perfekt durchgegarte Inszenierung, wie es sich gehört für ein Unternehmen, das täglich zig Millionen Menschen weltweit in seine Restaurants lockt, und das vor allem wegen runder Bratlinge zwischen Brotscheiben. Der große Mac ist das Finale der Eröffnung von Deutschlands modernster McDonald's-Filiale. Und in der ist dann zu sehen, wie sich der US-Konzern die Zukunft des Essens vorstellt.

Fragen kann man natürlich auch Ellen Staudenmayer, Vice President Region Süd dieses naturgemäß ziemlich durchanglifizierten Unternehmens. Bei Staudenmayer ist es wie beim Big Mac: Man weiß, was man bekommt - elegant und sympathisch auf spontan getrimmte Werbetexte über die tolle Marke mit den gelben Bögen. Staudenmayer steht zwischen neuer Bestuhlung, die nun mehr an ein Restaurant erinnert als an eine Haftanstalt, wie das noch bei den am Boden festgeschraubten Vorgängermodellen der Fall war. "Das Verhalten der Gäste hat sich verändert, es wird digitaler, es soll noch bequemer, einfacher und unkomplizierter werden." Wobei man sich schon fragen darf, ob es einfacher ist, an der Kasse einem echten Menschen "Cheeseburger" zuzurufen oder auf einem Display erst danach suchen zu müssen.

Einige Bestellterminals in Form von Fahrplan-Kästen stehen bereit, auf denen kann man von vegan bis vollverfleischt alles bekommen. Ebenso gibt es an diesem Morgen eine Bühne, auf der es später um die Photovoltaik auf dem Dach, die erweiterten McDrive-Straßen (zwei Spuren, von zwei auf vier Fenster) oder die neuen Pick-up-Parkplätze geht. Dort parkt der Gast, der schon vorher per App bestellt und bezahlt hat, gibt seine Parkplatznummer ein und bekommt das Brauntütenmenü flugs rausgebracht.

Eins ist den Gästen, und das sind in Deutschland allein täglich bis zu zwei Millionen, offenbar wichtig: Schnelligkeit. Wo es andernorts immer mehr um Genuss und Ruhe geht, macht die laut eigener Aussage weltweit führende Fast-Food-Firma das Ganze noch zügiger. Zum Beispiel für Stammgast Steffen, einen ergrauten Familienvater, ebenso gut gecastet wie später der Azubi mit dem sympathischen osteuropäischen Akzent, der so durchtrainiert aussieht, als hätte er noch nie einen Royal TS angefasst, und davon spricht, wie wunderbar die McDonald's-Familie doch ist.

Pro Stunde können nun 800 Burger zubereitet werden

Mit vier im tiefen Firmenrot gekleideten Saxophonspielerinnen beginnt die Show. Staudenmayer, besagte Vize-Präsidentin aus der Südregion, tritt auf die Bühne und wird von Annemarie Carpendale empfangen, der Moderatorin. Carpendale ist ebenso eine ideale Wahl, hier bekommt der Premierengast, zum Großteil männlich und mutmaßlich Franchise-Nehmer der Kette aus der Nähe, auch immer die gleiche Qualität geboten, wo auch immer sie auftritt: ein Lächeln wie festfrittiert, beste Laune und alles ist "unfassbar". Etwa die gut sichtbar an der Einfahrt postierten E-Ladesäulen. Ebenso unfassbar (toll) ist das neue Playland für die Kinder, zu 80 Prozent aus recycelten Verpackungen.

Die Eröffnungsbesucher erfahren, das nun 800 Burger pro Stunde zubereitet werden können und dass die neuen Möbel richtig gemütlich sind. Der Gast ist offenbar auf der einen Seite noch ungeduldiger, dass er seinen Nugget in Süßsauer tunken kann, zugleich hat er mehr Zeit und möchte verweilen.

Und nachdem dann feierlich der Buzzer gedrückt ist, erscheint im Konfetti-Regen die Theke der Filiale samt vieler Mitarbeiter und besagtem Big Mac von der Größe eines Autoreifens, was insofern gut passt, als sich der typische Restaurantbesucher meist noch mit dem Pkw fortbewegt. Und selbst dieser Big Mac, aus Marzipan, Sahne, Teig und Schokolade, hält, was McDonald's verspricht, zumindest kalorienmäßig.

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