Süddeutsche Zeitung

Rennen in München:24-jähriger Läufer stirbt - Marathon-Organisatoren "zutiefst erschüttert"

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Der Mann war am Odeonsplatz zusammengebrochen und konnte nicht mehr reanimiert werden. Die Ursache bleibt unklar. 16 Teilnehmer mussten in Kliniken behandelt werden.

"Zutiefst erschüttert und betroffen" über den Todesfall beim München-Marathon am Sonntag äußern sich die Veranstalter in einem Statement am Montag. Ein 24 Jahre alter Teilnehmer aus München war während des Laufs in der Nähe des Odeonsplatzes zusammengebrochen und unter laufender Reanimation in ein Krankenhaus gekommen, wo er starb.

"Diese tragische Entwicklung ist für uns alle unfassbar und äußerst schmerzlich", teilte Veranstaltungsleiter Gernot Weigl im Namen des Teams und aller Beteiligten mit. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei der Familie und den Angehörigen des Verstorbenen."

Laut Anton Martić, Pressesprecher für den München-Marathon, war es der erste Todesfall in den 23 Jahren, in denen Weigl die Veranstaltung leitet. Die Polizei hatte bereits am Sonntag angekündigt, dass wie üblich bei ungeklärten Todesfällen höchstwahrscheinlich eine Obduktion angeordnet werde.

Das Rote Kreuz berichtet von insgesamt 52 Versorgungen und einer Vielzahl von Hilfeleistungen entlang der Strecke und im Olympiagelände. 16 Läuferinnen und Läufer mussten zur weiteren Behandlung in Münchner Krankenhäuser. Häufigste Ursachen seien Kreislaufbeschwerden und Stürze gewesen, so Einsatzleiter Michael Wieland. Insgesamt seien unterstützt von der Johanniter-Unfallhilfe rund 200 Kräfte inklusive sechs Notärzten im Einsatz gewesen.

Zuvor hatten sich während des Rennens zwei Pannen ereignet. Während die Männer aufgrund einer Streckenfehlleitung etwa 100 Meter zu viel liefen, machten die schnellsten Frauen bei einer Wende zu früh kehrt. "Warum sie so früh abgebogen sind, wird noch analysiert", sagte Rennleiter Gernot Weigl im Bayerischen Rundfunk.

Die schnellsten Männer waren laut des besten deutschen Starters Sebastian Hendel kurz nach Kilometer 10 falsch abgebogen. "Es waren etwa 20 Sekunden, die wir auf dem Kilometer mehr hatten", berichtete Hendel, der beim Sieg des Kenianers Bernard Muia Katui (2:09,21 Stunden) auf Rang fünf trotz der längeren Strecke eine persönliche Bestzeit (2:10,14) aufstellte.

Bei den Frauen waren unter anderem die führenden Kenianerinnen Catherine Cherotich und Tecla Chebet auf der Ludwigstraße kurz vor dem Odeonsplatz zu früh gewendet. Die Rennleitung um Weigl entschied kurzfristig, die Strecke im Olympiastadion um zwei Runden à 400 Meter zu verlängern. Den Sieg sicherte sich Cherotich in 2:31,34 Stunden. Am Montag soll die Strecke nachgemessen werden, um die Gültigkeit der Resultate sicherzustellen.

23 000 Läuferinnen und Läufer, 60 000 Zuschauer

Die Zuschauerzahl ist wegen der Landtagswahl wohl gestiegen. Das war zumindest die Einschätzung von Renndirektor Weigl. Der Wettbewerb versucht sich im Moment in einem organisatorischen Spagat: Einerseits will man seit dem vergangenen Jahr Spitzensportler anlocken, andererseits auch weiter als Breitensport-Event gelten.

"Die Strecke war wirklich gut besucht", sagte Weigl dann kurz nach der Siegerehrung - und in der Nähe von Wahllokalen bisweilen noch ein bisschen besser. Sieben Übergänge gab es, an denen sich Marathon und Wahlen überkreuzten. Dafür waren noch einmal zusätzlich Ordner abgestellt worden, um mögliche Kollisionen von Wahl- und Laufvolk zu vermeiden.

Es wird noch zu klären sein, ob die beiden Pannen beim Hauptlauf nicht vielleicht darauf zurückzuführen sind, dass Absperrgitter wegen der Nähe zu einem Wahllokal-Übergang verschoben wurden. Vorab hatte es ausführliche Absprachen zwischen Veranstalter und Stadt gegeben, nicht zuletzt, weil es beim Berlin-Marathon 2021 zu logistischen Problemen mit der Bundestagswahl gekommen war.

Keine Probleme mit der Landtagswahl

Weigl schätzt, dass sich etwa 60 000 Zuschauer an der Strecke eingefunden hatten. Mit dem Teilnehmerfeld konnte er auch zufrieden sein: "Wir hatten über 2000 Nachmeldungen, das ist eine Verdopplung zu den vergangenen Jahren", freute sich der Organisator. Und damit habe man auch, alle Läufe zusammengenommen, mit knapp 23 000 Läuferinnen und Läufern den Teilnahmerekord gebrochen.

Auch wenn das Wetter gar nicht mehr so sehr dazu einlud, war auch während des Halbmarathons die Strecke noch sehr gut besucht. Viele hatten Motivationsschilder dabei, einige auch Gettoblaster. In der Nähe des Odeonsplatzes feuerten Tausende die Läufer an, an der Ecke Ludwig- und Theresienstraße, bei Kilometer 16 stand eine Sambagruppe für den Extra-Kick an Motivation. Und sicher ist: Am Sonntag gab es rund um die Strecke so wenige Probleme, dass wegen des München-Marathons keine Neuwahlen angesetzt werden müssen.

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