Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr in München:Erste Arbeiten für S-Bahn-Werk in Langwied beginnen im Februar

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In den kommenden Jahren sollen an beiden Enden der Stammstrecke Werke zur Instandhaltung der Züge entstehen. Während der Neubau in Steinhausen noch geplant wird, sorgen sich Anwohner in Langwied schon über die Lärmbelästigung.

Von Ellen Draxel

Münchens S-Bahn rüstet sich für die Zukunft, etwa mit dem Kauf moderner XXL-Fahrzeuge und dem Bau neuer Instandhaltungs-Werke an beiden Enden der Stammstrecke. Die Fahrgastzahlen der Münchner S-Bahn haben sich in den 50 Jahren ihres Bestehens vervielfacht - und der Trend setzt sich fort: Die Metropolregion boomt, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist erklärtes Ziel der Klimapolitik. Mit Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke sollen deshalb auch neue Bahnen fahren, mehr als 200 Meter lange Züge, die eine deutlich höhere Kapazität haben werden als die derzeit aus drei Wagen bestehenden Langzüge. 90 davon will die Bahn beschaffen.

Damit die deutlich vergrößerte Flotte auch gewartet werden kann, bauen die Bayerische Eisenbahngesellschaft und die DB Regio AG in den nächsten Jahren zwei neue Werke im Osten und Westen Münchens. Der geplante Neubau in Steinhausen soll das bestehende Werk langfristig ersetzen. Dieses Vorhaben befindet sich noch in einer frühen Phase der Planung.

Anders das Projekt im Westen: Für das neue S-Bahn-Werk in Langwied läuft bereits das Planfeststellungsverfahren, im Februar sollen die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen.

Entstehen soll das Langwieder Werk mit einer 243 Meter langen und 60 Meter hohen Fahrzeughalle sowie zahlreichen weiteren Einrichtungen für die Instandhaltung und Reinigung der Züge im Gewerbegebiet zwischen Bergson- und Rupert-Bodner-Straße. Das Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bergson-Kunstkraftwerk gehört schon der Bahn und ist noch mit Altbauten bestückt, die zuvor abgerissen werden sollen.

Aubings Lokalpolitiker, die zu dem Vorhaben angehört werden, befürworteten die Planung in ihrer jüngsten Sitzung grundsätzlich, äußerten aber auch Kritik. "Natürlich brauchen wir das Werk, weil wir einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr brauchen", betonte Gremiums-Chef Sebastian Kriesel (CSU). Aber die Umsetzung müsse "verträglich" sein.

Anwohner fürchten mehr Lärm

Gemeint ist damit vor allem der Lärm. Die Anwohner klagen seit Jahren über hohe Schallimmissionen infolge des Zugverkehrs und der von Aggregaten, Verdichtern, Kompressoren und Klimaanlagen ausgehenden Geräusche. "Dass nun im Zuge des Neubaus der Werkshalle der S-Bahn zukünftig die Lärmbelastungen auf den Gleisen östlich der Bergsonstraße nochmals ansteigt, empfinden wir als Zumutung", sagt Nachbar Christof Kindlinger, der auch in der Interkommunalen Lärmschutzinitiative aktiv ist. Anlieger und Lokalpolitiker fordern, eine von der Bahn bereits geplante Lärmschutzwand bis zur Hellensteinstraße zu verlängern.

Die Bahn hatte bereits im Vorfeld signalisiert, die neue S-Bahn-Instandhaltungshalle an der nordwestlichen Grundstücksgrenze und damit von der Wohnbebauung so weit entfernt wie möglich errichten zu wollen. Außerdem sollen, anders als in der Vergangenheit, auf dem Gelände keine dieselbetriebenen Rangierfahrten mehr stattfinden.

Und noch ein Bonus ist von Bahnseite geplant: Der Umbau ermöglicht es, eine zusätzliche Straße zur Erschließung des Gewerbegebiets Rupert-Bodner-Straße zu schaffen, um die Anwohner zu entlasten. Das fordern Aubings Bürgervertreter seit Langem.

Überhaupt nicht einverstanden mit dem Neubau-Vorhaben ist dagegen der Förderverein "1000 Jahre Urkunde Aubing". Die Fahrzeughalle mit Ihren Nebengebäuden stelle, so der Vorsitzende Klaus Bichlmayer, gemeinsam mit dem benachbarten, inzwischen zu einem Kulturzentrum umgebauten ehemaligen Heizkraftwerk "die letzten noch erhaltenen Zeugen einer Planung aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts dar, die für den (nicht verwirklichten) Neubau des Münchner Hauptbahnhofs zwischen Friedenheimer Brücke und Laim als technische Gebäude realisiert wurden". Zumindest die historische Halle solle daher erhalten bleiben.

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