Süddeutsche Zeitung

Le Petit P.:Auf einen Wein bei Kerzenschein

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Seit Anfang des Jahres gibt es das Le Petit P. gegenüber dem Schlachthof. Wofür das P. im Namen steht, ändert sich jeden Tag.

Von Sarah Maderer

P. wie Portugal oder Paris, manchmal auch P. wie Party oder Pirat, wenn gerade zufällig Rum das Barsortiment ergänzt. Wie das wandelbare P. im Namen des Weincafés Le Petit P. am jeweiligen Tag auszulegen ist, verrät die Schiefertafel im Eingang. Mitte Januar ist die kleine Bar in die Thalkirchner Straße gegenüber dem Schlachthof eingezogen. P. wie permanent wäre diesem Neuzugang am Rand des Dreimühlenviertels, wo die Gastro-Konzepte aktuell Bäumchen wechsle dich spielen, zu wünschen.

Die vier Betreiber und Freunde, zwei Architekten und zwei Ingenieure, wohnen selbst im Viertel und haben sich mit dem Le Petit P. einen lang gehegten Traum erfüllt. Ohne zusätzliche Angestellte bestreiten sie neben ihren Vollzeitjobs das Geschäft am Wochenende, wo von Freitag- bis Sonntagabend mindestens einer von ihnen hinter der Bar steht. In Sachen Konzept war ihnen schnell klar: "In diesem Viertel braucht man nicht mit Bier anfangen, davon gibt es hier genug", so Teilinhaber Birant Sencan. Eine Weinbar sollte es also sein.

Gastro-Erfahrung haben die vier keine, was dem Service aber keinen Abbruch tut. Die Karaffe Wasser zum Wein kommt unaufgefordert und wer mag, bekommt zum Knabbern Tremoços gereicht, bohnengroße, gelbe Lupinensamen, die sich ähnlich befriedigend aus der Schale "zuzeln" lassen wie japanische Edamame. Und sollte man sich trotz aller Überschaubarkeit der Weinkarte nicht entscheiden können, hilft die Bar mit Probierschlücken weiter.

Beim Verkosten der drei Rotweine geht beispielsweise der Pinot Noir "Chat Sauvage" aus dem Rheingau als persönlicher Gewinner hervor (5,60 Euro für das 0,1 Glas), wobei der toskanische Chianti (4,90) oder der Vernatsch aus Südtirol (4 Euro) ein enges Rennen liefern. Auch bei den Weißweinen stehen drei zur Auswahl, darunter Weißburgunder (4,70) und Riesling (5 Euro), dazu kann man aus zwei Rosé-Weinen wählen. Jeder Wein kann außerdem im 0,2 Glas (zwischen 8 und gut 11 Euro) oder als Flasche (23 bis 35 Euro) bestellt werden.

Ergänzt wird die Getränkekarte von einer kleinen Auswahl Limonaden (3,40), Aperol und Mate Spritz (je 7 Euro) und den Kaffee-Basics Americano (2,80) und Espresso (1,50). Da sich keiner der Standort-Vorgänger je an eine Brauerei gebunden hat, konnten Sencan und seine drei Partner die Biermarke frei wählen. So gibt es im Le Petit P. portugiesisches Super Bock (3,50). Zu Bier und Wein bietet die kalte Küche verschiedene Platten mit Brot wie die gemischte Platte mit Käse, Schinken und Oliven (14 Euro) oder die vegane Platte mit Gemüsesticks und Hummus (9 Euro).

Die Berufe des kreativen Quartetts haben sich während der sechsmonatigen Renovierungsphase als nützlich erwiesen. Den Bartresen haben sie selbst gebaut, die Mosaik-Optik frei Hand auf den Boden gepinselt und die Wände bis auf den Backstein freigelegt oder deren alte Putzschichten durch Harz farbenprächtig versiegelt. All das verteilt sich auf drei kleine Räume: Vorne mit Ecktresen aus dunklem Holz, großem Fensterplatz, Bistrotischen aus alten Weinfässern und viel echtem Kerzenlicht, ganz ohne indirekte Designerbeleuchtung. Im Hinterzimmer finden ein paar Tische und Sencans selbstgemalte Bilder Platz, im kleinen Durchgangsraum spielt ab und an sogar Live-Musik.

Le Petit P. Weincafé , Thalkirchner Straße 57, 80337 München, Telefon 0176/62784217, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 17 bis 22 Uhr, keine Reservierungen möglich.

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