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Altstadt/Lehel:Wie soll der Isartorplatz künftig aussehen?

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Ein beleuchteter Brunnen, eine Brücke, ein Bach: Der Platz rund um das prächtige alte Stadttor Münchens soll schöner werden. Aber kurzfristige Lösungen lehnt die Lokalpolitik ab.

Von Julian Raff, Altstadt-Lehel

Abgesehen vom Blick auf Münchens prächtigstes Stadttor, hat der Isartorplatz wenig Verlockendes zu bieten, auch wenn sich die Aktivisten von "Green City" im Rahmen der sommerlichen "Quartierswende" bemüht haben, hier etwas Aufenthaltsqualität zu schaffen. Drei Verbesserungsvorschläge der CSU hat die Mehrheit im Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel dennoch vorerst abgelehnt, mit Blick auf einen drei Jahre alten Ratsbeschluss für ein Aufwertungskonzept, für das nach Fertigstellung der Tiefgarage am Thomas-Wimmer-Ring inzwischen die Voraussetzungen vorliegen.

Der Stadtrat hatte das Gebiet im November 2018 zusammen mit sechs anderen Plätzen an die Spitze einer Prioritätenliste gesetzt, will aber vor Detailbeschlüssen noch beobachten, wie sich der Verkehr auf dem weiter nördlich nun von sechs auf vier Spuren verengten Altstadtring entwickelt. Ob kühne Visionen wie die von einem Münchner Architekten vorgeschlagene Wiederanlage des Stadtgrabens samt Bachlauf vor dem Tor Realität werden, bleibt fraglich.

Bestehende Wasserspiele besser in Szene setzen, sollte der wesentlich bescheidenere Prüfungsantrag, den Fortunabrunnen auf der kleinen Grünfläche gegenüber dem Tor von Mai bis September abends bis 23 Uhr zu beleuchten. Der Vorschlag verfehlte die BA-Mehrheit bei Stimmengleichheit denkbar knapp, auch wenn er als technisch einfachster Vorschlag noch einigen Zuspruch erhielt.

Mit einer Stimme Mehrheit wies der BA die Idee zurück, Doppelhecken als Schallschutz auf dem Platz zu pflanzen. Insbesondere um die U-Bahnaufgänge herum, könnten Hecken eine dunkle und als bedrohlich empfundene Situation verstärken, so die Mehrheitsmeinung. Ebenfalls mit einer Stimme Mehrheit fiel der Prüfantrag für eine nordöstlich des Isartors gelegene Brücke über den Thomas-Wimmer-Ring durch. Momentan können Fußgänger den Altstadtring nur westlich, über die Ampelanlage an der Frauenstraße, queren, oder illegal über den nordöstlich gelegenen Radstreifen - wie oft zu beobachten ist.

An der Dringlichkeit besteht im BA an sich kein Zweifel, immerhin befindet sich hier der zentrale Übergang von der Altstadt ins Lehel. Die unterirdische Querung übers S-Bahn-Zwischengeschoss ist dabei nicht barrierefrei, auch wenn es wenigstens der Zugang zum Bahnsteig bald per Lift werden soll. Der dafür nötige Bauplatz in der Grünanlage wiederum, stellt für Philippe Louis (Grüne) einen von vielen Gründen dar, die Lösungsvorschläge des Planungsreferates abzuwarten. Momentan bleibe, auch nach Fertigstellung der Tiefgarage, eigentlich die gesamte Fläche eine Baustelle und ein "Verkehrsplatz", so Louis in Anspielung auf die Idee, den ostwärts freilaufenden Rechtsabbiegestreifen in den Thomas-Wimmer-Ring dem Mini-Park zuzuschlagen.

Das ursprüngliche, vom BA abgelehnte "Quartierswende"-Konzept hatte dies, wenigstens befristet, vorgesehen. Aber gerade die Green-City-Aktion habe das Potenzial kurzfristiger Schritte gezeigt, befand Antragsteller Bernhard Wittek (CSU). Dennoch soll das städtische Konzept, auf dessen erste Präsentation im Spätherbst der BA hofft, die CSU-Vorschläge nun laut Beschluss lediglich "berücksichtigen", anstatt "einzuarbeiten".

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SZ vom 01.10.2021
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