Süddeutsche Zeitung

Coronavirus in München:Keine Erstimpfungen im Impfzentrum für drei Wochen

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Das Gesundheitsministerium lässt im Impfzentrum in München derzeit keine Erstimmunisierungen zu. Was das für die Arztpraxen in der Stadt, Zweitimpfungen und wartende Personen in den priorisierten Gruppen bedeutet.

Von Jannis Brühl und Ekaterina Kel, München

Erst war es wenig, nun geht gar nichts mehr: Im Impfzentrum Riem werden zur Zeit keine Erstimpfungen mehr verabreicht. Bereits seit Samstag, 22. Mai, finden dort auf Anweisung des bayerischen Gesundheitsministeriums "für voraussichtlich insgesamt drei Wochen" keine Erstimpfungen mehr statt, sondern ausschließlich Zweitimpfungen, heißt es auf Nachfrage vom Gesundheitsreferat.

Diese Entwicklung hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet. Das Gesundheitsamt sei darüber informiert worden, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am 18. Mai, dass im Impfzentrum in den kommenden Wochen kaum noch Erstimpfungen durchgeführt werden können, damit genug Impfstoff für die Zweitimpfungen zur Verfügung stehe. Die Aufhebung der Priorisierung sei vor dieser Kulisse mal wieder "der dritte Schritt vor dem ersten", kritisierte der OB.

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) zeigte sich zumindest zuversichtlich, dass die zweiten Impfungen "immer stattfinden werden". Wie viel noch zusätzlich für Erstimpfungen übrig bleibe, müsse man sehen. Offenbar nicht so viel, denn nun gibt es doch einen offiziellen Stopp für Erstimpfungen - zumindest im Impfzentrum in Riem.

Weiterhin verabreicht werden von mobilen Impfteams der Stadt jedoch sehr kleine Mengen, so zum Beispiel 47 Erstimpfungen am Dienstag, 75 am Mittwoch oder 129 am Donnerstag. Geimpft wird dabei in den verschiedenen Einrichtungen, etwa Alten- und Servicezentren, Obdach-, Wohnungslosenunterkünften oder Flüchtlingsheimen. Darüber hinaus verabreichen auch die Haus- und Fachärzte nach wie vor erste Impfungen - wenn auch mit weniger Volldampf als in den Wochen davor. Am Donnerstag verzeichneten die Münchner Arztpraxen rund 6300 erste Impfungen. An einem Donnerstag Anfang Mai waren es noch doppelt so viele, rund 12 000 Erstimpfungen an einem Tag.

Etliche niedergelassene Ärzte betonten deshalb, dass die Aufhebung der Priorisierung in den Praxen vom 20. Mai an zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt beschlossen wurde - gerade dann, wenn den Ärzten die Hände wegen der vielen Zweitimpfungen gebunden sind.

Kritiker verweisen außerdem immer wieder auf die Menschen mit einer Priorisierung, die noch immer nicht geimpft wurden. Doch wie viele sind das eigentlich? Von den Über-80-Jährigen hat wohl mittlerweile jeder, der wollte, seine Spritze bekommen. In der zweiten Prioritätskategorie hätten laut Gesundheitsreferat (GSR) bis 27. Mai rund 9100 Menschen noch keine Einladung über die bayerische Impfsoftware Bayimco erhalten - wobei aus den Daten nicht ersichtlich ist, ob das ältere oder kranke Menschen sind oder welche, die aufgrund ihres Berufs priorisiert wurden. Und wie viele davon schon woanders geimpft wurden.

Außerdem habe man auf die Terminvergabe keinen Einfluss, so das GSR. Vielmehr regelt das Programm Bayimco die Einladungen selbst, wie ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums erklärt. Aus der Kombination der Angaben über Beruf, Vorerkrankungen und Alter erfolge ein "Scoring", eine Art virtuelles Alter, welches die Menschen innerhalb der jeweiligen Gruppen verteile. Der exakte Algorithmus könne aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht werden - um Missbrauch vorzubeugen, so der Sprecher.

Hinzu kommen rund 41 700 Personen der Gruppe zwei, die zwar eine Einladung erhalten, aber noch keinen Termin vereinbart haben. In der Prioritätsgruppe drei sind laut Referat 133 126 Personen registriert, haben jedoch noch keine Einladung erhalten. Zusätzlich seien rund 11 500 Personen eingeladen, hätten aber noch keinen Termin vereinbart.

Wie viele davon jeweils schon vom Hausarzt geimpft wurden und einfach ihren Account nicht gelöscht haben, kann das GSR nicht sagen. Die jedenfalls, die einen Termin in Riem buchen, kommen auch: Die Wahrnehmungsquote liege bei 98,4 Prozent.

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SZ vom 31.05.2021
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