Süddeutsche Zeitung

Kleinhadern:Drogenlabor unweit des Gondrellplatzes entdeckt: 44-Jähriger sitzt in U-Haft

Lesezeit: 1 min

Von Martin Bernstein

Ein 44 Jahre alter Münchner, der in seiner Wohnung in Kleinhadern größere Mengen an synthetischen Drogen hergestellt haben soll, kommt vorerst nicht auf freien Fuß. Ein Ermittlungsrichter hat am Mittwoch Untersuchungshaft für den chemisch versierten Mann angeordnet. Möglicherweise wird es nicht allein bei dem Drogendelikt als Tatvorwurf bleiben. Das Landeskriminalamt (LKA) und die Münchner Polizei fanden in der mit Chemikalien vollgepackten Dreizimmerwohnung in Sichtweite des Gondrellplatzes nämlich bisher mehr als 50 Kilogramm pyrotechnische Gegenstände und eine Vielzahl laut LKA vermutlich illegaler Feuerwerkskörper.

Am Mittwochnachmittag waren die Fachleute des LKA - Sprengstoffexperten, Entschärfer der Technischen Sondergruppe, Strahlenschutzexperten und Chemiker - noch immer damit beschäftigt, die Wohnung im vierten Stock des Mehrfamilienhauses und das Kellerabteil des 44-Jährigen zu durchsuchen. In allen Räumen waren laut LKA-Sprecher Ludwig Waldinger "eine Vielzahl von Behältern mit Chemikalien aufbewahrt, deren Gefährlichkeit auf den ersten Blick nicht erkennbar war". So konnten die Fachleute bis zum Mittwoch auch noch immer nicht definitiv ausschließen, dass sich unter den zahlreichen Substanzen möglicherweise auch radioaktives Material befindet. Der am Dienstagnachmittag auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle festgenommene 44-Jährige hatte das in seiner ersten Vernehmung bei der Polizei selbst gesagt. Konkrete Hinweise fanden die LKA-Experten bislang nicht.

Entdeckt wurden aber Chemie-Fachbücher sowie Apparaturen, mit denen der Mann herumexperimentiert und Rauschgift selbst hergestellt haben soll. "Die Untersuchungen aller Gegenstände werden geraume Zeit in Anspruch nehmen", sagte Ludwig Waldinger am Mittwochnachmittag. Die Polizei hatte Wohnung und Keller in der Nacht versiegelt und bei Helligkeit am nächsten Tag die schwierige und möglicherweise gefährliche Arbeit wieder aufgenommen. Nach Abschluss der Untersuchungen in der Wohnung sollte noch am Mittwoch eine Spezialfirma diejenigen Stoffe, die nicht als Beweismittel gelten, abtransportieren.

Ausgelöst hatte den Einsatz, an dem mehr als 50 Beamte beteiligt waren, ein Pflegedienst-Alarm. Der ältere Mann, von dem der Notruf scheinbar ausgegangen war, lebt in der Wohnung an der Ludlstraße, war zu dem Zeitpunkt aber nicht zu Hause. Beim Öffnen der Wohnung wurde das Chemielager entdeckt. Der Mann, ein Verwandter, kam in eine Pflegeeinrichtung.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2019
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