Süddeutsche Zeitung

München:Vorgetäuschte Gruppenvergewaltigung einer Zwölfjährigen - Polizei ermittelt wegen Videos

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Die Aufnahme machte die Runde in sozialen Netzwerken. Die Kriminalpolizei kann fünf Jugendliche als mutmaßliche Täter identifizieren.

Von Martin Bernstein

Es sind widerliche Szenen, die in den sozialen Netzwerken derzeit die Runde machen - auch wenn sie gestellt sind: Fünf Jugendliche, halbe Kinder noch, tun so, als würden sie ein Mädchen vergewaltigen, um so das Opfer zu demütigen - und filmen dabei. Die Münchner Polizei bestätigt, dass sie wegen sexueller Belästigung ermittelt.

Denn das Video, das knapp eine halbe Minute dauert und über das zuerst die Bild berichtete, wurde in einem Hinterhof im Münchner Stadtteil Obersendling gedreht. Und zwar bereits am 10. April, dem Ostermontag. Von den Vorgängen gibt es offenbar noch ein zweites Video, das der Verwalter einer Wohnanlage bereits zwei Tage später der Polizei schickte. Seither ermittelt die Kriminalpolizei.

Vier der Täter sind der Polizei bekannt, auch bereits von früheren Delikten, ein fünfter muss noch identifiziert werden. Der älteste der vier Jungen ist 16 Jahre alt, ein anderer 15, die beiden jüngsten 13 und zwölf Jahre. Kinder noch - ebenso wie das Opfer, ein ebenfalls zwölf Jahre altes Mädchen. Strafmündig sind in Deutschland Jugendliche, die mindestens 14 Jahre alt sind.

Das Opfer der Tat wurde inzwischen angehört. Laut Polizei stellte sich heraus, dass der fingierten Gruppenvergewaltigung eine versuchte räuberische Erpressung vorausgegangen war: Der 16 Jahre alte Tatverdächtige hatte das Mädchen zuvor mit einem Taschenmesser bedroht und Bargeld gefordert. Die Kinder und Jugendlichen hätten sich schon vor der Tat gekannt, sagt ein Polizeisprecher. Ob die mutmaßlichen Täter einer Gang, Bande oder Clique angehören, ließ die Polizei offen.

Experten beobachten in München seit geraumer Zeit eine massive Zunahme von Delikten, die von Jugendbanden verübt werden. 3709 Jugendliche und 1310 Kinder wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums vergangenes Jahr als Tatverdächtige geführt. Bei Kindern, die zu Tätern wurden, ist das ein Anstieg um 27,9 Prozent. Gewalt und Empathielosigkeit, das Nachahmen von realen oder fiktiven Szenen aus sozialen Medien und Gangster-Rap-Videos, Bandenbildung sowie das Tragen und der bedenkenlose Einsatz von Messern kennzeichnen diese Form der Jugendkriminalität.

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