Süddeutsche Zeitung

Schwabing/Freimann:Der letzte Matchball

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Nur für einen Teil der Sportler ist bereits eine Alternative in Sicht, wenn der Tennispark Floriansmühle schließt

Von Ellen Draxel, Stefan Mühleisen, Schwabing/Freimann

Die Sportler des Tennisclubs Grün-Weiß Luitpoldpark sind lange Anfahrten zum Training gewohnt. In den vergangenen Jahren trainierten sie im Winter auch im Tennispark St. Florian an der Sondermeierstraße in Freimann, unter Insidern besser bekannt als "Floriansmühle". Doch die Anlage wird Ende September geschlossen: Das Gelände gehört der Bayerischen Hausbau, das Immobilienunternehmen hat den Pachtvertrag mit der Floriansmühle nicht verlängert.

"Der Tennispark ist Teil der Neugestaltung des Areals Freisinger Landstraße 40-60, auf dem unter anderem ein Wohnquartier mit etwa 640 Wohneinheiten, Nahversorgung, Kindertagesstätten und einer neuen Vereinssporthalle entstehen wird", erklärt der Sprecher der Bayerischen Hausbau, Mathias Weber. Das Unternehmen habe das Tennispark-Grundstück 2018 "zu diesem Zweck erworben und auch den Pachtvertrag mit dem Tennisclub von den Voreigentümern übernommen". Der Pachtvertrag sei von Beginn an immer nur für zwei Jahre abgeschlossen und verlängert worden, da bereits die Voreigentümer eine anderweitige Entwicklung des Areals beabsichtigt hätten. Die Fläche, auf der sich momentan noch der Tennispark befindet, soll entsiegelt und als Grün- und Ausgleichsfläche in einen öffentlichen Park entlang des Garchinger Mühlbaches und auf dem Gelände des ehemaligen Floriansmühlbads eingebunden werden. Innerhalb dieser öffentlichen Grünfläche seien auch "zusätzliche neue sportliche Nutzungen als kostenloses Angebot für eine breite Öffentlichkeit geplant", so Weber.

Doch es regt sich Widerstand. In einer Eingabe an den Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann kündigt ein Anwohner an, Unterschriften gegen das Vorhaben zu sammeln. "Das wäre für den Stadtteil ein großer Verlust, da es in München ohnehin schon zu wenig Tennisplätze gibt", heißt es in dem Brief. Die Anlage an der Sondermeierstraße sei "immer sehr gut besucht". Der BA befasst sich in der Sitzung an diesem Dienstag, 14. Juli, 19.30 Uhr, in der Motorworld-Halle (Südflügel im Gebäude 79), Lilienthalallee 35, mit dem Ersuchen um politische Unterstützung.

Für die Spieler aus dem Westschwabinger Luitpoldpark zeichnet sich unterdessen eine Alternative ab: Auf dem hauseigenen Areal ist der Bau einer mit Gas beheizten Traglufthalle geplant. Im September soll die mobile Halle über drei der zehn Freiluftplätze gespannt werden, sodass von Oktober bis Ende März auch Winterbetrieb in Schwabing möglich ist. "Wir brauchen die Halle für das Training", sagt Club-Präsident Stephan Gustl. Der Verein hat rund 850 Mitglieder, darunter viele Eltern mit Kindern, eine Damenmannschaft, die in der ersten Bundesliga spielt, und eine Herrenmannschaft, die in der Regionalliga aktiv ist. Die Verantwortung des Vereins sei es außerdem, sagt Gustl, die durch die Corona-Pandemie verursachten Einkommenseinbußen der vier Trainer nicht noch größer werden zu lassen. Offen ist der Club auch für Kooperationen mit den angrenzenden Schulen, dem Sophie-Scholl- und dem Willi-Graf-Gymnasium.

250 000 Euro soll die Traglufthalle kosten, etwa ein Drittel will die Stadt bezahlen. Vorausgesetzt, die flexible Überdachung wird genehmigt. Die Westschwabinger Politiker haben dem Projekt bereits zugestimmt, die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde steht noch aus. "Unsere Anlage liegt in einem denkmalgeschützten Park, und wir dürfen beim Aufgraben die Wurzeln nicht verletzen", so Gustl. Nötig sei zudem ein Rückschnitt von Ästen.

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Quelle:
SZ vom 14.07.2020
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