Süddeutsche Zeitung

Flughafen:Zahl der Fluggäste stagniert auf niedrigem Niveau

Lesezeit: 3 min

Vor Corona hoben vom Münchner Airport zuletzt fast 49 Millionen Passagiere im Jahr ab. Nun sind es gerade einmal elf Millionen. Und die Aussichten bleiben verhalten.

Von Andreas Schubert

Sei es wegen nach wie vor geltender Reisebeschränkungen, Angst vor Ansteckung oder Quarantäne-Pflicht für Flugreisende: Der Flughafen München verzeichnet auch für das zweite Corona-Jahr 2021 deutlich schlechtere Zahlen als in früheren Jahren. Bis einschließlich November zählte der Airport gut elf Millionen Passagiere und knapp 134 000 Flugbewegungen, also Starts und Landungen. Das entspricht in etwa dem Niveau des Krisenjahres 2020, in dem im gleichen Zeitraum rund 141 000 Flugbewegungen stattfanden, mit 10,9 Millionen Passagieren. Immerhin konnte Flughafen-Chef Jost Lammers im Oktober von einem Aufwärtstrend sprechen. Trotzdem ist das Ergebnis weit entfernt vom Rekordjahr 2019 mit seinen fast 49 Millionen Passagieren und 417 000 Flugbewegungen.

Die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 verliefen bei der Entwicklung der Zahlen trotz des ähnlichen Gesamtergebnisses unterschiedlich. Denn 2020 hatte rekordträchtig mit mehr als sechs Millionen Fluggästen allein in den ersten beiden Monaten begonnen. Nach dem Lockdown ab Mitte März war das Geschäft dann fast komplett zusammengebrochen, im April lag die Passagierzahl mit knapp 23 000 historisch niedrig, erholte sich dann langsam, ehe der zweite Lockdown im November die Zahlen wieder einbrechen ließ.

Erst im Mai nahm die Zahl der Starts und Landungen wieder an Fahrt auf

Im Jahr 2021 sah die Entwicklung anders aus: Hier ging es im Frühjahr schlecht los. Erst im Mai nahm der Flugverkehr wieder mehr Fahrt auf, im Juni war die Zahl der Starts und Landungen erstmals nach sieben Monaten wieder fünfstellig (11 373). Einen Monat später überschritt die Zahl der Passagiere nach eineinhalb Jahren wieder die Millionenmarke (rund 1,45 Millionen) und stieg dann stetig an. Im Oktober wurde die Marke von zwei Millionen Passagieren überschritten, ehe im November die Passagierzahl wieder auf knapp 1,6 Millionen zurückging.

Die Zahlen für den Dezember liegen noch nicht vor. Der Airport wird sie erst im Laufe des Januars veröffentlichen. Insgesamt werden die Zahlen für 2021 voraussichtlich etwas besser sein als im Vorjahr. Doch die optimistischen Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft haben sich dieses Jahr offenbar nicht erfüllt. Während der Flughafen zwischen Heiligabend und dem Ferienende mit bis zu 10 000 Flügen und bis zu einer Million Passagieren gerechnet hatte, dürften die Zahlen nach Angaben eines Sprechers wohl etwas darunter liegen. Welche Rolle die Corona-Pandemie und die neue Omikron-Variante sowie krankheitsbedingte Ausfälle bei Flugpersonal für diese Bilanz gespielt haben, wird wohl Teil der Bestandsaufnahme des Airports sein.

Ein Aspekt, der mutmaßlich Passagiere vom Fliegen abhält, könnte die Angst vor einer Ansteckung sein. Manchen gehen die Kontrollen der bestehenden Corona-Regeln nicht weit genug, wie Rückmeldungen von Passagieren immer wieder zeigen. Am Flughafen selbst gilt aktuell eine FFP2-Maskenpflicht. Für die Kontrolle der entsprechenden Impf- respektive Genesenen- oder Testnachweise sind allerdings die Airlines zuständig. Die Lufthansa, die mit Abstand größte Fluggesellschaft am Münchner Flughafen, regelt dies so: "Wir informieren unsere Kunden bereits einige Tage vor ihrem Flug über die 3-G-Pflicht", teilt eine Sprecherin mit. Da diese Regel für viele Reisen ins Ausland bereits gelte und ein Großteil der innerdeutschen Passagiere Umsteiger zu einem internationalen Ziel seien, führten die Fluggäste ohnehin die nötigen Nachweise mit sich.

An Bord sorgen Luftfilter und die Überwachung der Maskenpflicht für Sicherheit

Weiterhin prüfe man die 3-G-Nachweise beim Online-Check-In, wobei Fluggäste ihre Impfnachweise auf der Lufthansa App speichern können. Dann achtet das Flugpersonal darauf, dass die Passagiere die jeweils gültigen Einreiseverordnungen einzelner Zielländer einhalten und führt punktuelle Kontrollen beim Check-In auch auf innerdeutschen Flügen durch. In den Lounges gilt wie in der Gastronomie 2G, was ebenfalls überprüft werde. Auch in Läden und Restaurants des Airports gilt 2G, in der Summe sei bei keinem Verkehrsträger die Kontrolldichte so hoch wie im Luftverkehr, so die Lufthansa-Sprecherin. An Bord selbst sorgten Luftfilter und die Überwachung der Maskenpflicht durch die Crews für Sicherheit. Aber könnte man sich beim Boarding nicht einfach von allen Fluggästen die geforderten Nachweise zeigen lassen? "Eine Vollkontrolle im innerdeutschen Verkehr ist gesetzlich nicht vorgegeben und wäre - wie auch bei anderen Verkehrsmitteln - nicht umsetzbar", so die Sprecherin.

Auch bei der Sicherheitskontrolle ist nach Auskunft der Luftsicherheitsstelle der Regierung von Oberbayern keine Corona-Kontrolle möglich. Man habe einen "klar definierten gesetzlichen Auftrag, nämlich die Sicherheit des Luftverkehrs zu gewährleisten", teilt die Regierung mit. Dies sei im Aufgabenkatalog des Luftsicherheitsgesetzes festgehalten. "Die dort aufgeführten Befugnisse sind abschließend, sie können also nicht zum Beispiel zur Kontrolle der Corona-Vorgaben erweitert werden", so eine Sprecherin. Für die Überwachung der Nachweise seien vielmehr die Beförderer, also die Fluggesellschaften, zuständig.

Wie sich die Pandemie auf die weitere Entwicklung des Flugverkehrs auswirkt, ist offen. Flughafen-Chef Lammers meinte noch im Herbst, dass alle Signale auf eine weitere Erholung des Luftverkehrs hindeuteten. Dennoch rechnet der Flughafenverband ACI, dem Jost Lammers bis vergangenen Oktober zwei Jahre vorstand, nicht mit einer Erholung vor dem Jahr 2025.

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