Süddeutsche Zeitung

Lebensmittelverschwendung:"Alles Obst und Gemüse ab in den Kühlschrank"

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In Deutschland wandern Tonnen von Lebensmitteln in die Mülltonne - auch, weil sie falsch gelagert werden. Nadine Keßler hat untersucht, wie Obst und Gemüse am besten frisch und knackig bleiben.

Interview von Sabine Buchwald

Jährlich landen deutschlandweit mehr als elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Etwa zwei Drittel dieses Müllberges verursachen Verbraucher. Viele Menschen würden diese Verschwendung gern vermeiden, wenn sie wüssten, wie man beispielsweise Obst und Gemüse korrekt aufbewahrt. Das hat die Münchner Gartenbau-Studentin Nadine Keßler für ihre Bachelor-Arbeit herausgefunden. Dafür wurde sie mit dem Nachhaltigkeitspreis der Selbach-Umwelt-Stiftung ausgezeichnet. Die 29-Jährige hat Karten mit Tipps zur richtigen Lagerung von Früchten entworfen und gibt ihr Wissen auch in Workshops weiter.

SZ: Frau Keßler, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, wo soll man hin damit zu Hause?

Nadine Keßler: Alles Obst und Gemüse ab in den Kühlschrank. Außer Bananen, die Kälte nicht vertragen. Bloß nicht alles zusammen in eine Obstschale auf den Tisch.

Das sieht aber doch schön aus und zeugt von gesundem Lebensstil.

Ist aber eine der dümmsten Erfindungen. Äpfel sollten sowieso nie mit anderen Früchten zusammenliegen. Sie stoßen das Reifehormon Ethylen aus, und das bekommt den Nachbarn nicht gut. Äpfel also am besten lose im Kühlschrank lagern.

Aber alles andere darf ins Gemüsefach?

Ich habe statt dem Fach im Kühlschrank eine große Box mit Deckel, damit nicht so viel Feuchtigkeit entweichen kann.

Und wie ist es mit Obst aus dem Süden - Pfirsiche zum Beispiel. Mögen die Kälte?

Die verkraften auch noch minus ein Grad. Die beim Wachstum aufgebaute Qualität aller Früchte nimmt nach der Ernte durch Atmung und Wasserverluste ab. Durch die niedrigen Temperaturen reduzieren sie ihren Stoffwechsel und bleiben länger frisch.

Früchte atmen ...

Sauerstoff ein und Kohlenstoffdioxid wieder aus, um am Leben zu bleiben, sobald sie nicht mehr an der Pflanze hängen.

Das heißt, sie haben nichts Grünes mehr. Soll man deshalb Karotten oder Radieschen mit ihrem Kraut lagern?

Nein, das Grün muss weg, weil sie damit noch mehr Wasser verlieren. Am besten halten sich Karotten und Radieschen in einer Box zusammen mit einem Papierhandtuch, das die Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das verhindert die Schimmelbildung.

Schimmel ist oft ein Problem im Kühlschrank. Wie lagert man Salat am besten?

Mit dem Strunk nach oben in eine Plastiktüte legen, damit die Feuchtigkeit ablaufen kann.

Soll man Früchte und Gemüse vor dem Aufbewahren waschen?

Grundsätzlich gilt: möglichst wenig äußeren Einflüssen aussetzen. Dazu gehören Hände und Wasser. Supermarktware ist oft deshalb nicht so gut wie die vom Markt, weil sie häufig vom Kühlhaus ins Regal und zurück gepackt wird. Karotten zum Beispiel werden oft bitter, weil sie unter Stress Isocumarin ausschütten.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019
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