Süddeutsche Zeitung

Gaststätte im Eine-Welt-Haus:Stühle hoch in der "Weltwirtschaft"

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Die Gaststätte im Eine-Welt-Haus hat überraschend den Betrieb eingestellt. Der Geschäftsführer der internationalen Kultureinrichtung verweist auf schwierige wirtschaftliche Bedingungen während der Pandemie - und spricht von einem Neuanfang, am liebsten noch in diesem Sommer.

Von Andrea Schlaier

Es mag der internationalste Tresen der Stadt sein. Hier treffen sich Globalisierungskritiker, Friedensbewegte, Umweltschützer, vor allem aber Menschen aus sehr vielen Ländern der Erde, um auf ein Bier oder eine Ingwerschorle über die Lage des Planeten, über Macht und Ohnmacht leidenschaftlich zu diskutieren. Die "Weltwirtschaft" im Eine-Welt-Haus an der Schwanthalerstraße gilt als linksalternativer Treffpunkt. Seit vergangenem Wochenende sind die Stühle im Lokal allerdings hochgestellt: Gaststätte und Biergarten haben zugemacht.

Erst einmal, muss man zur Entwarnung vorwegschicken, mit Blick auf das, was der Geschäftsführer des Eine-Welt-Hauses, Stephan Kowalski, versichert. Für den Pächter, der die Gastronomie vor eineinhalb Jahren und damit mitten in der Pandemie übernommen habe, sei es schwer gewesen, den Laden wirtschaftlich am Laufen zu halten. "Es ging einfach nicht mehr." Man habe sich getrennt.

Verwaltet wird das Eine-Welt-Haus und damit auch die Gastronomie in enger Abstimmung mit dem Kultur- und dem Baureferat von einem Trägerverein, der die städtische Immobilie zur Verfügung gestellt bekommen hat. Die Landeshauptstadt fördert den Betrieb der internationalen Kultureinrichtung finanziell, in der Diskussionsrunden, Lesungen, Filmvorführungen, Bildungsseminare und interkulturelle Feste stattfinden. In der bayernweit einzigartigen Einrichtung werden regelmäßig auch unbequeme Thesen diskutiert. Streit und Ärger bleiben da nicht aus.

"Wir könnten auch ein Beschäftigungsprojekt reinbringen, vielleicht mit Geflüchteten"

Im Anschluss an die Veranstaltungen, wechselten Besucher oft rüber zur "Wewi", wie die Gaststätte beim Stammpublikum heißt, und diskutierten sich die Köpfe heiß. Zum Mittagstisch kamen Beschäftigte aus den umliegenden Büros und erfuhren quasi nebenbei, was es im Haus, außer vollen Tellern, sonst noch zu erleben gibt. Geschäftsführer Kowalski nennt das Synergieeffekt.

Die "Weltwirtschaft" soll dabei im Geist des Hauses geführt werden, "ökologisch", von den Lebens- bis zu den Putzmitteln. Und trotzdem: nicht zu teuer. Eine Herausforderung für die Pächter. "Wir müssen jetzt vielleicht zusammen mit der Stadt sehen, wer ins Haus passt und möglichst schnell eine Arbeitsgruppe gründen." Die Frage sei, ob man es nochmal klassisch angehe oder auf ein anderes Modell setze, überlegt Kowalski. "Wir könnten auch ein Beschäftigungsprojekt reinbringen, vielleicht mit Geflüchteten." Auch dafür müsse man aber mit den städtischen Referaten Rücksprache halten. Zu lange solle es jedenfalls nicht dauern: "Es wäre schön, wenn wir diesen Sommer wieder eröffnen könnten."

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