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Stadtgestaltung:Denkmalschützer fürchtet um die Pracht der Maximilianstraße

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Die Luxusmeile entstand um 1850 und begeistert noch heute mit ihren Fassaden und dem Blick aufs Maximilianeum. Doch Generalkonservator Mathias Pfeil fürchtet um diese Wirkung - weil die Stadt die Straße umbauen will.

Das Erscheinungsbild der Maximilianstraße mit ihren prachtvollen Fassaden ist nach Ansicht des bayerischen Generalkonservators Mathias Pfeil in Gefahr. "Die Maximilianstraße ist neben der Ludwigstraße der wichtigste einheitlich gestaltete Straßenraum des 19. Jahrhunderts in München", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Anlass sind die Pläne der Stadt, die Einfahrt für die Opern-Tiefgarage vom Max-Joseph-Platz zu verlegen - in eben die Luxus-Einkaufsmeile. Der Experte warnt, dass Bauten wie die Zu- und Abfahrten oder Brüstungswände das Erscheinungsbild der Straße in der Wirkung massiv beeinträchtigen würden.

König Maximilian II. hatte nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege um 1850 bei Architekt Friedrich Bürklein für die rund eineinhalb Kilometer lange Strecke zwischen Max-Joseph-Platz und Maximilianeum extra einen neuen Baustil bestellt und beispielhaft verwirklichen lassen: den Maximilianstil. In der Denkmalliste werde der Prachtstraße ein europäischer Rang zuerkannt, vergleichbar mit Pariser Boulevards und Avenuen oder der Ringstraße in Wien.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU), früher auch für Bau zuständig, nannte die Maximilianstraße 2015 einen Glanzpunkt in Bürkleins Werk. Dieser hatte auch das Gebäude der Regierung von Oberbayern und das Maximilianeum, den Sitz des Landtags, geschaffen.

Heute ist die Straße auch wegen der Luxusgeschäfte berühmt, die reiche Kunden aus aller Welt anlocken. "Solche Einbauten würden die Dimension des Straßenraumes, die ja beabsichtigter Ausdruck der Pracht und des Machtanspruchs seinerzeit ist, zerschneiden", sagte Pfeil. Er geht nicht davon aus, dass sich die Tiefgaragen-Zu- und Abfahrten so dezent in die Fahrbahn einpassen wie in den Bildern, die einen Eindruck von den Plänen vermitteln sollen.

Pfeil würde einen Tiefgaragenzugang über eine Seitenstraße der Maximilianstraße bevorzugen - eine Lösung, die aber von der Stadt aus Platzgründen verworfen wurde. Auch ein leichtes Umschwenken der bestehenden Ausfahrt wäre aus Sicht des Landesamtes eine realistische und denkmalverträgliche Lösung.

Noch ist nichts entschieden - zuerst müssen die Arbeiten am Marienhof für die Dauerbaustelle der zweiten S-Bahn-Stammstrecke abgeschlossen sein, da die Maximilianstraße als Zufahrt für den Baustellenverkehr dient. Im Zuge einer Zwischenlösung soll deshalb zunächst der Max-Joseph-Platz begrünt und in Teilen entsiegelt werden. Wenn die Planungen irgendwann tatsächlich starten, wartet auf die Planer angesichts der vielen verschiedenen Interessen ein schwieriges Unterfangen.

Der bislang eher gesichtslose Platz vor der Staatsoper soll dann nicht länger als Auffahrt für Autos zur Tiefgarage dienen, die sich öfter auch mal stauen - unmittelbar vor der prunkvollen Freitreppe des klassizistischen Opernhauses. Der Stadt schwebt ein schöner, begrünter Platz vor, der zum Verweilen einlädt. Weil es die Tiefgarage dennoch weiter geben soll, muss irgendwo auch eine Zu- und Abfahrt untergebracht werden - und das im knappen Verkehrsraum am Beginn der Maximilianstraße, wo neben den Trambahnen auch sehr viele Menschen zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind.

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