Süddeutsche Zeitung

Café Regenbogen:Ein Brunch, bei dem das Essen zur Nebensache wird

Lesezeit: 3 min

Der "Drag Mimosas Brunch" im Café Regenbogen ist alles andere als gewöhnlich. Der Gast wird kulinarisch verwöhnt, vor allem aber bestens unterhalten - mit dreckigen Witzen, viel Charme und noch mehr Sexappeal.

Von Jacqueline Lang

Um eines gleich vorwegzunehmen: Der "Drag Mimosas Brunch" ist kein gewöhnlicher Sonntagsbrunch. Vielmehr wird bei der Travestie-Show im Café Regenbogen das Frühstück zur Nebensache. Natürlich wird man auch kulinarisch verwöhnt, vor allem aber wird man bestens unterhalten und verlässt nach knapp drei Stunden garantiert glücklich das Lokal. Und ja, womöglich auch ein wenig angeschwippst.

Seit mittlerweile zwei Jahren schon lädt das Trio aus Dean Deville, Janisha Jones und Pasta Parisa einmal im Monat zum "most fabulous queer breakfast" der Stadt ein und sie versprechen damit wahrlich nicht zu viel. Zu Songs wie "I'll never love again" von Lady Gaga, "I love Rock'n'Roll" von Britney Spears oder "I wanna dance with somebody" von Withney Houston schlüpfen die drei perfekt geschminkten Künstlerinnen in immer neue Rollen und brechen dabei ganz nebenbei gängige Rollenbilder auf - mit ein paar dreckigen Witzen, viel Charme und noch mehr Sexappeal.

Doch wie kommt man eigentlich auf die Mischung aus Drag Show und Sonntagsbrunch? Adam Tolnay-Knefely, der die Shows im Café der Münchner Aids-Hilfe organisiert, kannte das Konzept bereits aus Städten wie Wien und Berlin und fand, es sei an der Zeit, dass auch Münchnerinnen und Münchner in den Genuss dieses etwas anderen Brunch-Erlebnisses kommen. Vor allem aber geht es ihm darum, "Vorurteile abzubauen". Auch deshalb sind ausdrücklich nicht-queere Menschen gern gesehen. "Wir sind ein offenes Haus", sagt Tolnay-Knefely.

Was gibt es da und was kostet es?

Das All-you-can-eat-Frühstücksbuffet inklusive Willkommens-Prosecco und zweistündiger Show kostet 34 Euro pro Person. Beim Buffet setzt das Küchenteam auf allseits beliebte Klassiker: Es gibt Müsli und Joghurt, Obstsalat, Croissants, Semmeln, Brezn mit Obazda, Rührei mit Speck, eine reichhaltige Schinken- und Käseplatte, Mini-Muffins und Schoko-Mousse und noch einige andere Leckereien. Vollschlagen kann man sich den Bauch schon ab 10 Uhr und das empfiehlt sich auch. Denn ab 11 Uhr, wenn die Show losgeht, hat man wahrlich Besseres zu tun.

Getränke kosten, mal abgesehen vom Willkommens-Prosecco, extra. Latte-Art und exotisch-fruchtige Smoothies darf man im Café Regenbogen nicht erwarten. Dafür kostet der Cappuccino hier auch nur faire 2,80 Euro.

Eine Flasche Prosecco für die Runde wird für 14,50 Euro serviert. Alternativ gibt es den Prosecco verschieden gemischt auch glasweise: ein Glas Mimosa, sprich Prosecco mit Orangensaft, kostet ebenso 5,50 Euro wie ein Glas einen Aperol Spritz (je 0,4 Liter), ein Glas Prosecco pur 2,60 Euro (0,1 Liter).

Nur für das Frühstück würde sich das Geld zwar nicht lohnen. Aber zusammen mit der Show, die jedes Mal ein bisschen anders ist, kriegt man für vergleichsweise wenig Geld einen wirklich unvergesslichen Vormittag geboten. Und das Beste: Mit dem Kauf eines Tickets unterstützt man die so wichtige Arbeit der Münchner Aids-Hilfe.

Das recht schlicht eingerichtete Lokal wurde 1987 als Treffpunkt für Menschen mit HIV und ihre Angehörigen gegründet. Mittlerweile ist das Café Regenbogen ein Hilfsprojekt für Langzeitarbeitslose, mit und ohne HIV-Infektion, um ihnen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen: Sie kochen und kümmern sich um den Service.

Wen trifft man dort?

Man merkt schnell: Viele im Publikum sind nicht zum ersten Mal da. Dadurch entsteht eine fast schon intime Atmosphäre, bei der man sich trotzdem als Neuling nicht fremd, sondern stets herzlich willkommen fühlt. Ob queer oder heterosexuell, Mann, Frau, divers, jung oder alt ist dabei ganz egal. Nur eines sollte man wissen: Die Karten sind schnell ausverkauft, sich frühzeitig um ein Ticket zu kümmern, lohnt sich also. Zum Beispiel gleich für den nächsten Brunch, der an diesem Sonntag, 15. Mai, stattfinden wird.

Übrigens: Weil die drei Drag Queens unter vollstem Körpereinsatz performen und dabei auch ihr Publikum nicht verschonen, kann es schon mal sein, dass man in die Show mit eingebunden wird oder einem Ohrringe und angeklebte Fingernägel um die Ohren fliegen. Wer also eher schüchtern ist, sollte beim ersten Mal vielleicht besser nicht in der vordersten Reihe sitzen.

Café Regenbogen, Lindwurmstraße 71, 80337 München, Ticketreservierungen möglich unter: 089/54333102 oder adam.tolnay-knefely@muenchner-aidshilfe.de, Einlass ab 10 Uhr, Beginn der Show um 11 Uhr

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