Süddeutsche Zeitung

Museum Mensch und Natur:Neue Pläne für das Biotopia

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Wegen einer "Explosion der Baukosten" wird das Naturkundemuseum im Nymphenburger Schloss nun doch nicht so erweitert, wie eigentlich geplant. Doch das soll nicht das Ende des ambitionierten Projekts sein.

Von Ellen Draxel

Zwei Jahre lang lagen die Biotopia-Pläne auf Eis. Das Paket für das neue Naturkundemuseum im Nymphenburger Schloss war fertig geschnürt, es hätte nur noch der Bewilligung durch den Haushaltsausschuss des Landtags bedurft, um das ambitionierte Projekt aus der Taufe zu heben. Doch das "Go" blieb aus.

Inzwischen ist klar: Das Vorhaben, wie es ursprünglich konzeptioniert war, wird so nicht realisiert. Des Geldes wegen, "aufgrund der Explosion der Baukosten ist die anfängliche Summe von 95 Millionen auf einen jetzt mittleren dreistelligen Millionenbetrag gestiegen", erklärt Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume (CSU) auf Anfrage.

Außerdem habe das Projekt Biotopia "sehr polarisiert" - Denkmalschützer äußerten Bedenken, der geplante Neubau könne nicht zum Schlossensemble passen, Anwohner befürchteten noch mehr Verkehr als ohnehin schon am Schlossrondell. "Alles hatte sich verkantet", so der Minister. "Deshalb müssen wir das jetzt neu aufsetzen." Soll heißen: Die bisher in einem Zug geplante Baumaßnahme will man aufsplitten. Zunächst wird ein Ersatzneubau erstellt, anschließend der Altbau kernsaniert. Zugleich erhält das Projekt eine neue Fokussierung.

"Unsere erste Prämisse war, das Museum Mensch und Natur in den aktuellen Räumlichkeiten bis mindestens 2028 offen zu halten", sagt Blume. "Mein Versprechen ist: Es gibt keinen Tag ohne dieses Museum." Prämisse Nummer zwei: "Wir zeigen dort das Beste, was wir haben." Das Beste aus dem bisherigen Museum, aber auch von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und aus dem Biotopia-Konzept. Geschaffen werde damit, so formuliert es der Minister, "ein Schaufenster mit den herausragenden Schätzen Bayerns".

Die Aufnahme des Naturkundemuseums im Januar in die Dachorganisation Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen, zu der auch der Botanische Garten und das Museum Mineralogia (ehemals Reich der Kristalle) gehören, ist ein ganz neuer Ansatz. Einer, der die Weiterentwicklung des Publikumsrenners Mensch und Natur zu einem Forschungsmuseum zum Ziel hat. Dass damit am Ende auch eine Bund-Land-Finanzierung einhergehen kann, wenn das Projekt in die Museen der Leibniz Forschungsgemeinschaft integriert wird, ist ein wichtiger Nebeneffekt.

Das Leuchtturmprojekt Biotopia wird laut Blume also nicht ad acta gelegt. Und man wolle bei der Neuplanung auch "nicht wieder bei null" anfangen, betont der Minister. "Der hohe Anspruch an das neue Museum ebenso wie sein herausragender Standort und seine grundsätzliche bauliche Konzeption werden beibehalten." Das neue Naturkundemuseum Bayern solle "ein echtes Highlight mit nationalem und internationalem Anspruch werden, auf Augenhöhe mit dem Deutschen Museum, nur eben im Feld der Lebens- und Umweltwissenschaften". Die Übergangslösung im jetzigen Museum Mensch und Natur biete die Chance, dieses Ausstellungskonzept zu erproben - "quasi als ein Reallabor des neuen Naturkundemuseums Bayern". Derzeit werden die Pläne adaptiert, zugleich versucht man, die Kosten einzudämmen und zu entzerren.

Der Minister hatte eine "gute Lösung für alle" versprochen

So optimistisch sich all das anhört - beim Biotopia-Team bleibt man skeptisch. Seit zwei Jahren hängt es nun schon in der Warteschleife. Einige Mitarbeiter - und mit ihnen ihre Fachkompetenz - sind bereits gegangen. Bei den verbleibenden 13 laufen die befristeten Verträge spätestens Ende des Jahres aus.

Eine "gute Lösung für alle" hatte Blume der Wissenschafts-Truppe schon vergangenen Herbst versprochen. Doch bis dato ist nichts vereinbart. Auf Nachfrage sagt Blume jetzt, er wolle "demnächst" mit den Mitarbeitern sprechen. "Mit dem Grundsatzbeschluss für Biotopia ist auch eine Entfristung der Stellen verbunden. Die Entscheidung wird aber erst mit dem nächsten Haushalt verankert werden." Also vermutlich im Frühjahr 2024.

Wie hoch der finanzielle Schaden durch die Verzögerung und die Planänderung sein wird, dazu schweigt der Minister. Offen bleibt zudem, wie es nun im Detail weitergeht. Noch vor den Sommerferien sollen die neuen Planungen vorgestellt werden.

Die Lokalpolitiker des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg haben sich in den vergangenen Jahren mit Engagement an der Entwicklung des geplanten Biotopia-Museums beteiligt und sind ob der Neuerungen "verärgert und sehr überrascht". Ihre Forderung: Auch künftig engmaschig in das Vorhaben eingebunden zu werden. An ihrer seit Jahren gestellten Forderung nach einem Verkehrsgutachten halten die Bürgervertreter weiterhin fest.

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