Süddeutsche Zeitung

Corona-Maßnahmen:Kein Wunder, dass Leute auf die Regeln pfeifen

Lesezeit: 1 min

Unter 14, über 14, über 35, über 50, 3G, 4G? Wer soll bei den sich ständig ändernden Vorgaben und Grenzwerten noch durchblicken?

Kommentar von Ekaterina Kel

Die Pandemie hat das Leben für alle ein großes Stück unsicherer gemacht. Zwar weiß man inzwischen immer mehr über das Virus als solches. Das hilft und gibt ein wenig festeren Boden unter den Füßen. Andere Quellen für Unsicherheit und Verwirrung bleiben jedoch. Das sind, leider, genau die Institutionen, von denen man Verlässlichkeit erwartet, nämlich Politik und Verwaltung.

Es scheint, dass diejenigen, die die Corona-Regeln festlegen, den Kontakt zur Realität verloren haben. Immer neue Infektionsschutzmaßnahmenverordnungen und deren Fortschreibungen vernebeln jedem das Gehirn, der versucht, sie zu befolgen.

Wer wissen will, was gerade gilt, ist beinahe auf einen Jura-Crashkurs angewiesen. Wie soll man sonst das größer werdende Labyrinth aus Paragrafen, Sätzen und Nummern durchblicken? So wundert es nicht, dass immer mehr Leute ganz auf die Regeln pfeifen.

Wenn man es dann endlich geschafft hat, steht man vor neuen Rätseln. Ein Beispiel: Seit diesem Montag gilt in München die 3G-Regel. Schülerinnen und Schüler ab sechs Jahren müssen aber nicht nachweisen, ob sie geimpft, genesen oder getestet sind, um ins Kino zu gehen. Die Begründung: Sie werden ja im Rahmen des Schulunterrichts regelmäßig getestet.

Nun ist in München der Inzidenzwert drei Tage in Folge über 50, also treten am Donnerstag wieder neue Regeln in Kraft. Wer nicht geimpft, genesen oder unter 14 Jahre alt ist, darf nur noch maximal zehn Menschen aus drei Haushalten treffen. Alles klar? Aber was machen alle Schüler ab 14 Jahren, die nicht mehr ausgenommen sind vom Nachweis? Womit haben ausgerechnet diese Jugendlichen strengere Regeln verdient? Warum gilt hier nicht dieselbe Ausnahme, wie bei der 3G-Regel?

Unter 14, über 14, über 35, über 50, 3G, oder was? Dieser Wirrwarr mit Ansage muss ein Ende haben. Vor dem Verkünden der nächsten Regeln, seien es 4G oder auch 10G, bitte erst mal nachdenken, ob da wirklich alles zusammenpasst.

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Quelle:
SZ vom 25.08.2021
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