Süddeutsche Zeitung

Schwimmbad wird abgerissen:Bagger am Beckenrand

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Im Münchner Norden wird das Bad Georgenschwaige bis Sommer 2024 zu einem CO₂-neutralen Naturbad umgebaut - mit biologischer Wasseraufbereitung, Sandstrand und Holzgebäuden. Doch die Pläne der Stadtwerke gehen noch viel weiter.

Von Ellen Draxel

Bäume und Wiesen sind mit hellen Holzlatten eingezäunt, überall türmen sich meterhohe Erdhaufen. Scheiben klirren, als der Bagger beginnt, die Umkleiden im Georgenschwaigbad einzureißen. Das Klohäuschen ist da schon plattgemacht.

In Schwabings Sommerbad haben am Donnerstag die Abbrucharbeiten begonnen. Das Freibad an der Ecke Belgradstraße/Petuelring wird für rund 15 Millionen Euro in ein CO₂-neutrales Naturbad verwandelt, nach dem Modell des bislang in München einzigen Naturbades Maria Einsiedel in Thalkirchen. Der Umbau ist ein Pionierprojekt: Bis 2040 wollen die Stadtwerke alle ihre Bäder auf einen CO₂-neutralen Betrieb umstellen. Für ein "Schwimmen ohne Brennen in den Augen".

In Naturbädern wird das Wasser biologisch aufbereitet, statt chemischer Zusätze beseitigen Mikroorganismen die Bakterien und Nährstoffe, die der Badebetrieb so mit sich bringt. Aus diesem Grund können Naturbäder nur bis maximal 22 Grad beheizt werden, im Gegensatz zu konventionell ausgestatteten Freibädern, die in München auf bis zu 24 Grad erwärmt werden. Im neuen Bad Georgenschwaige soll eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe für die richtige Temperatur sorgen, betrieben mittels Photovoltaik. Kernstück der Wasseraufbereitung wird ein rund 1000 Quadratmeter großer Schilfbereich im Süden des Geländes sein: Den Bodenfilter dieses Regenerationsareals durchläuft das gesamte Badewasser etwa sechs Mal täglich.

"Wir schauen, dass wir so nachhaltig wie möglich bauen", erläutert Projektleiter Alexander Steger am Donnerstagmorgen das Vorhaben. Das zeigt sich am ökologischen Konzept ebenso wie am künftigen Baumaterial, vieles soll aus Holz hergestellt werden. "Das Kiosk-Gebäude und der Kassenbereich bleiben erhalten, werden aber modernisiert", erklärt Steger. Anstelle des jetzigen Kiosks ist eine kleine Gastronomie vorgesehen, die sich nicht nur um die Badegäste kümmert, sondern sich zugleich Besuchern von außen öffnet. Auch die im Moment mit einem Absperrband geschützte Beckenlandschaft bleibt langfristig bestehen, wird saniert und mit allerlei Annehmlichkeiten versehen.

Das Schwimmerbecken erhält eine Rampe, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrern ein sanftes Hineingleiten ins Wasser ermöglicht werden soll. Und für das benachbarte Nichtschwimmerbecken sind ein "Strandeinstieg" und ein zentraler Holzsteg zum Sitzen in der Mitte vorgesehen. Die Stiftung Pfennigparade, die mehrere Häuser in der Nähe hat und deren mobilitätseingeschränkte Bewohner ebenfalls die sanierte Anlage nutzen sollen, hat bei dem inklusiven Konzept mitgewirkt. Der Kinderbereich, ein mit Sonnensegeln beschattetes Planschbecken, wird dagegen neu errichtet.

Zwischen den drei Becken sind begrünte Sitzbereiche geplant, auch östlich und nördlich arrondieren Liegeflächen die Badezone: Für Strandliebhaber wird es einen Bereich mit Sand geben. Und für alle, die sich gerne direkt am Beckenrand aufhalten, ein mit einer Pergola und Photovoltaik gesäumtes, hundert Meter langes Holzliegedeck. Das ruht im Sinne der Nachhaltigkeit teils auf einer Brückenkonstruktion, um die Wurzeln zweier 120 Jahre alter Eschen nicht zu schädigen. Eine zusätzliche Attraktion soll eine sogenannte Breitwellenrutsche werden.

Zuerst aber müssen neben der Warmumkleide, in der sich während der Olympischen Sommerspiele 1972 schon Koryphäen wie der Rekord-Olympiasieger Mark Spitz aus den USA umgezogen haben, auch "Kaltumkleiden" im Freien abgerissen werden. Neue Umkleiden entstehen dann näher an den Becken, um die Wege zum Wasser zu verkürzen. Der Abriss dauert noch bis Mitte April, danach startet der Rohbau. Im Sommer 2024 soll die neue Oase eröffnen.

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