Süddeutsche Zeitung

Coronavirus in Bayern:Altenheime wollen Masken- und Testpflicht lockern

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Zumindest die Beschäftigten sollen nach Ansicht der Einrichtungen keinen FFP2-Schutz mehr tragen müssen. Die Caritas beklagt zudem einen Besucherschwund, seitdem tagesaktuelle Corona-Tests vorzulegen sind.

Von Sven Loerzer

Angesichts der gesunkenen Inzidenzen und der zumeist milden Verläufe von Corona-Infektionen fordern Träger von Altenheimen eine Lockerung der staatlichen Corona-Vorgaben für Senioren- und Behindertenheime. "In Bahnen und Bussen müssen keine Masken mehr getragen werden, aber unser Personal ist kurz vor dem dritten Weihnachten mit Corona immer noch an die Maskenpflicht gebunden", kritisiert Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier und fordert, den Häusern wieder mehr Eigenständigkeit zu geben.

Die Geschäftsleiterin der Caritas-Altenheime in München und Oberbayern, Doris Schneider, erklärte, es gebe zwar Infektionen, "aber die Mitarbeitenden vor Ort sind geübt in der notwendigen Umsetzung von Maßnahmen, wenn diese durch Infektionen wieder verschärft werden müssen".

Hans Kopp, Geschäftsführer der Münchner Arbeiterwohlfahrt, bekräftigte, es sollte den Pflegedienstleitungen in Abstimmung mit dem Hygienebeauftragten überlassen werden, die notwendigen Schutzmaßnahmen anzuordnen.

Dass immer noch FFP2-Masken getragen werden müssen, sei "für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr einzusehen, wenn sich auf der Wiesn eine Million Menschen in den Armen liegen dürfen und jetzt alle ohne Masken unterwegs sein können", sagte Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. Zumal es nur noch relativ wenige Corona-Infektionen gebe, so seien unter den insgesamt rund 5000 Menschen, die in den Münchenstift-Häusern leben oder arbeiten, Anfang der Woche gerade einmal 26 positiv Getestete gewesen. Da sei es an der Zeit, "auch in Alten- und Pflegeheimen die Freiheit zu verkünden".

Zumindest sollte die FFP2-Maskenpflicht für das Personal abgeschafft werden, da es es anstrengend sei, den ganzen Tag damit zu arbeiten. Ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz sei für diesen Winter ausreichend, meinte Benker, im Frühjahr sollte die Maskenpflicht beendet werden. Die Heime hätten dazugelernt und wüssten, was sie zu tun hätten, um bei Ausbrüchen eine Ausbreitung zu verhindern. Eine Maskenpflicht für Beschäftigte sollte auf körpernahe Pflegetätigkeiten beschränkt werden, forderte Kopp.

Gesundheitsminister Holetschek kündigt Erleichterungen für Besucher an

Auf Kritik stößt auch die strenge Verpflichtung für Besucherinnen und Besucher, immer einen tagesaktuellen Corona-Test vorzulegen. Die Caritas klagt, dies habe zu einem deutlichen Rückgang der Besuchszahlen geführt. "Das ist unmenschlich - gerade angesichts dessen, dass den meisten Betagten nicht mehr allzu viel Lebenszeit bleibt", sagte Doris Schneider.

Die Heime selbst könnten wegen des Fachkräftemangels keine festen und dauerhaften Testzeiten anbieten. Die Hürden für das soziale Leben müssten verschwinden, meinte auch Kopp. "Ich bin dafür, dass man nicht jeden kontrolliert, der ohne Symptome kommt." Benker dagegen betonte, dass die Tests mehr Sicherheit gäben und sich Teststationen vor allen Münchenstift-Häusern befänden. Er sehe nicht, dass weniger Besucher kämen, aber man wünsche sich seit jeher schon mehr.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat nun für die Weihnachtszeit Erleichterungen für Besucher in Heimen und Kliniken angekündigt. Testbescheinigungen einer Einrichtung können demnach innerhalb von 24 Stunden auch in einer weiteren Einrichtung vorgelegt werden, für deren Besuch ein negativer Corona-Test erforderlich sei. Die geänderte Regelung gilt vom 23. Dezember bis zum 9. Januar.

Tests sind derzeit noch beim Besuch in Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und Pflegeheimen nötig. Für die Testbescheinigungen stellt das Gesundheitsministerium ein Musterformular zur Verfügung, das im Internet heruntergeladen werden kann und in der testenden Einrichtung ausgefüllt werde. Wenn Heime wegen Personalknappheit an Feiertagen keine Tests unter Aufsicht durchführen, dürften sich Besucher ausnahmsweise ohne Aufsicht selbst testen, auch dazu gebe es ein Formular. Die Heime können entscheiden, ob sie die Erleichterungen umsetzen.

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