Süddeutsche Zeitung

Preisverleihung:Von Politikern und Bankräubern im Kleinformat

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Mini-München-Erfinder Gerd Grüneisl erhält die Auszeichnung "München leuchtet" in Gold.

Von Barbara Hordych, München

Es dürfte wenige Kinder und junge Erwachsene in München geben, die nicht ihre ersten beruflichen Erfahrungen als Müllmann, Clown, Wissenschaftler, Maler oder Politiker in der Spielstadt Mini-München gesammelt haben. Da bilden auch die drei Kinder von Kulturreferent Anton Biebl keine Ausnahme, wie er bei der Preisverleihung der Medaille "München leuchtet" in Gold an den Mini-München-Gründer Gerd Grüneisl erzählte. "Sogar Bankräuber gab es einmal. Nach deren Überfall war so viel Geld in Umlauf, dass die Preise total verdorben waren. Für ihr ehrlich verdientes Spielgeld konnten meine Kinder sich kaum mehr etwas kaufen."

Auch die Kinder von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden waren schon begeisterte Bürger der Spielstadt. "Die hat mehrere Hundert Nachahmer gefunden, national und international, aber ich behaupte mal: Nirgends ist sie so schön wie bei uns", sagte sie, als sie Grüneisl, "einem der Pioniere der kulturellen Bildung und leidenschaftlichen Kämpfer für die Interessen der Kinder" die Auszeichnung überreichte. Seit 1979 probieren alle zwei Jahre 2500 Jungen und Mädchen zwischen sieben und 15 Jahren im größten - und kostenlosen - Ferienprogramm der Stadt das fast reale Leben aus. Sie erledigen Jobs im Handwerkerhof, bei der Verwaltung, im Rathaus, in der Bank, beim Bauamt oder im Filmstudio - ganz ohne Eltern.

Der 76-jährige Kunstakademie-Absolvent Grüneisl erinnerte aber auch an die Anfänge des Projekts: "Da konnten sich die Mitarbeiter im Stadtjugendamt nicht richtig vorstellen, was wir jungen Pädagogen außerhalb der Klassenräume mit den Kindern draußen auf den Wiesen und im Park vorhatten. Im Nachhinein hörte ich, dass sie uns vom Hügel aus durchs Fernglas beobachtet haben", sagt er und schmunzelt. Glücklicherweise ließen sie sich überzeugen.

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