Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Begegnungen sind das A und O

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Uschi Weber will, dass sich die Menschen am Harthof wohlfühlen. Die Leiterin des Bewohnertreffs im Mehrgenerationenhaus "Unter den Arkaden" hat mit ihrem Team ein Hygienekonzept ausgearbeitet.

Von Lea Kramer

Im Mehrgenerationenhaus "Unter den Arkaden" an der Dientzenhoferstraße ist weniger los als üblich. Unweigerlich wird es in einem Bewohnertreff umso ruhiger, je mehr die Menschen auf Abstand gehen müssen. Doch wie unterstützt man jene, die allein sind und Kontakte knüpfen wollen, wenn unverbindliche Treffen nicht erlaubt sind? "Wir wachsen an unseren Aufgaben", sagt Uschi Weber (), "ich habe zum Beispiel jetzt zum ersten Mal in meinem Leben ein Hygienekonzept erstellt". Die langjährige Leiterin der Einrichtung hat mit ihrem Team verschiedene Ideen ausgearbeitet, um den Menschen am Harthof etwas Abwechslung in den Alltag zu bringen. Gerade spricht sie mit Künstlern, um bald wieder Dachterrassenkonzerte anbieten zu können.

"Wir merken total, dass die Leute Begegnungen brauchen. Diese können aber nur unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden", sagt sie. Ein entscheidender Faktor: das Wetter. Draußen habe man mehr Möglichkeiten, sich coronakonform miteinander auszutauschen, sagt Weber. Da wäre zum Beispiel der Tisch, den das Familienzentrum bei guter Witterung vor die Tür stellt. "In unserem Haus haben wir eigentlich einen offenen Bücherschrank. Die Bücher legen wir jetzt einfach auf den Tisch nach draußen. Das klappt super", erzählt Weber. Vor allem in der Zeit, als die Bibliotheken geschlossen gewesen sind, habe der Büchertisch viel Zuspruch bekommen. Ebenso wie die Konzertreihe auf dem Dach des Gebäudes. Sie startet am 19. Mai und soll einmal monatlich stattfinden. "Damit beschallt man regelrecht das ganze Viertel, und wir haben darüber im Sommer viele neue Leute kennengelernt", sagt sie. Etwas, das während des Winters zunehmend schwieriger geworden ist.

"Was wir wollen, ist, einen dörflichen Charakter inmitten der Großstadt zu schaffen", sagt Uschi Weber, die sich seit mehr als 20 Jahren im Stadtteilzentrum engagiert. Im Viertel ist sie stark verwurzelt: "Mein Elternhaus ist das direkte Nachbarhaus des Mehrgenerationenhauses." Das Viertel wachse ja weiter - trotz Pandemie. Jung und Alt, egal welcher Herkunft, zu verbinden, "diese Versäumungen in der sozialen Landschaft aufzuheben, ist eigentlich unser Ziel". Deshalb haben sich die Mitarbeitenden von Unter den Arkaden, dessen Träger der Verein Euro-Trainings-Centre ist, intensiv mit dem Thema Teilhabe beschäftigt. Anfang des Jahres ist das Haus offizielle Anlaufstelle für Inklusion geworden. Gemeinsam mit Bewohnern soll künftig ermittelt werden, was im Viertel verbessert werden muss, damit sich alle dort wohlfühlen. "Zu uns soll wirklich jeder kommen - egal, ob es eine Beeinträchtigung gibt oder nicht. Wir sind immer ansprechbar".

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Quelle:
SZ vom 12.04.2021
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