Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:Klares Signal

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900 Münchner Schüler wollen auf dem Königsplatz mit einer ungewöhnlichen Aktion gegen jede Form des Rassismus und die zunehmende Ausländerfeindlichkeit demonstrieren

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Mit einer ausgefallenen Aktion wollen an diesem Mittwoch, 21. Juli, rund 900 Schüler von vier Schulen in der Maxvorstadt ein lautstarkes und einprägsames Zeichen gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit setzen. Die Jugendlichen gehen mit Lehrern vom Luisengymnasium über die Gabelsberger- und Arcis-straße zum Königsplatz, dort gruppieren sich die Schüler zum Schriftzug "München ist bunt". Eine Foto-Drohne wird dieses Statement aus der Luft dokumentieren. "Die Schulen wollen ein starkes und sichtbares Signal gegen wachsenden Rassismus sowie Feindbilder gegen Flüchtlinge, Moslems, Juden geben", sagt Clemens Abert, Ideengeber und Organisator.

Abert ist Lehrer an der Berufsschule für Farbe und Gestaltung, die Teil des Beruflichen Schulzentrums Thomas Wimmer an der Luisenstraße ist. Die Lehranstalt hat sich schon seit längerem dem bundesweiten Aktionsbündnis "Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" angeschlossen - ein Projekt, das es Heranwachsenden ermöglicht, sich aktiv gegen Diskriminierung und Gewalt einzusetzen. Abert ärgert seit Monaten, dass die selbsternannten Patrioten von Bagida - dem Münchner Ableger der Aktivisten "gegen die Islamisierung des Abendlandes" - regelmäßig durch die Luisenstraße an der Schule vorbeimarschieren. Er überzeugte die anderen Schulen in der Nachbarschaft, gemeinsam "Flagge zu zeigen", wie Abert sagt. So sind nun Schüler des Luisengymnasiums und der Berufsoberschulen für Sozialwesen, für Spedition und Touristik sowie für Großhandels- und Automobilkaufleute mit von der Partie. "Es geht darum, ein Zeichen zu setzen", sagt die Schulleiterin des Luisengymnasiums, Luitgart Vonnbrunn. Aus ihrer Schule werden gut 320 Schüler und 30 Lehrer bei der Aktion mitmachen. Kooperationspartner ist das Bündnis "München ist bunt"

Die Jugendlichen sind insbesondere an den Berufsschulen mit großem Einsatz dabei, gut 150 Schüler haben sich laut Abert an der Organisation beteiligt. Sie fertigten dabei nicht nur Flaggen mit "München ist bunt"-Aufdruck. Gebastelt wurden auch jede Menge Schilder, auf denen "Für ein buntes Miteinander" ebenso zu lesen sein wird wie kluge Aphorismen, etwa des Philosophen Karl Popper: "Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren." Die Berufsschüler wirkten zudem an elf Workshops mit, die im Zuge der Demonstration ablaufen werden.

Vormittags wird eine Gruppe T-Shirts und Buttons mit selbst gestalteten Motiven herstellen, die sie dann später bei der Demo tragen werden. Ein Mitarbeiter von Amnesty International diskutiert mit den Schülern über Flüchtlingspolitik in Europa, ein Emissär der Inneren Mission berichtet über Erlebnisse von Asylbewerbern auf der Flucht und bei ihrer Ankunft in Deutschland. Verschiedene Schülergruppen besuchen das Kloster Bonifaz am Königsplatz, die Moschee des Vereins Balkan an der Karlstraße sowie Ausstellungen im Jüdischen Museum. Auch ein Fußballturnier ist angesetzt, das Motto: "Bunt kickt gut". Zudem wird es einen Besuch im NS-Dokumentationszentrum geben, wo um 15.45 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem Zeitzeugen Ernst Grube und der Vorsitzenden des Vereins "München ist bunt", Micky Wenngatz, angesetzt ist.

Die Demo startet um 12 Uhr vor dem Luisengymnasium, Luisenstraße 7. Von 13.15 Uhr an werden sich die Schüler auf dem Königsplatz zum Schriftzug "München ist bunt" formieren.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2015
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