Süddeutsche Zeitung

Trinkpulver:So schmeckt der Mars

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Bittersalz, Eisenoxid und andere Mineralien: Marco Loh hat ein Pulver entwickelt, das man ins Trinkwasser rühren kann und das exakt so zusammengesetzt ist wie die Oberfläche des roten Planeten.

Interview von Sabine Buchwald, München

Welche Mineralien gibt es auf dem Mars? Und wie schmecken sie? Diese Fragen stellte sich Marco Loh, als vor zehn Jahren die Sonde "Phoenix" auf dem Mars landete. Loh, 41, gebürtiger Münchner, studierte Informatik mit Psychologie. Promoviert hat er in Barcelona in theoretischer Gehirnforschung. Nach sieben Jahren als Unternehmensberater vertreibt er jetzt mit seiner Firma Nagoon ein Pulver zur Mineralisierung von Trinkwasser. Für sein neues Projekt "Taste Planet Mars" hat er soeben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Das Ziel: 3000 Euro für den Mars im Glas.

SZ: Kinder essen ja gern mal ein bisschen Erde, aber warum sollen Erwachsene den Mars probieren?

Marco Loh: Weil sie dann Mineralien zu sich nehmen.

Vom Mars?

Es wäre cool, wenn man sie aus dem Weltall einfliegen und verkaufen könnte. Aber so weit sind wir nicht. Ich kann nur die Mineralien unseres Planeten anbieten. Aber in der umgerechneten Mischung, wie sie auf dem Mars vorkommen.

Wie wollen Sie das wissen?

Die Forschungsergebnisse stehen im Internet zur Verfügung. Ich habe monatelang recherchiert. Das entscheidende Papier fand ich zufällig diesen Sommer. Mit der Sonde hatte man Wasser mitgebracht und darin Marssand aufgelöst. Ich habe die quantitativen Daten abgeleitet und mit einem Hersteller nun eine Rezeptur für ein Pulver erarbeitet. Im Lebensmittelrecht ist es als "Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium" klassifiziert.

Ist vor Ihnen noch niemand auf diese Idee gekommen?

Mich wundert das auch sehr, aber ich glaube nicht.

Wie schmeckt denn nun der Mars?

Leicht bitter und salzig.

Wie Grapefruit in Salzwasser?

Nicht fruchtig. Zitruspflanzen gibt es ja keine auf dem Mars. Ganz ehrlich, eine Geschmacksexplosion ist es nicht, aber auch nicht so schlimm, wie es sich anhört. Schon irgendwie interessant.

Was ist alles drin?

Der Hauptbestandteil ist Magnesiumsulfat, auch bekannt als Bittersalz, außerdem Eisenoxid als Farbstoff, Natriumchlorid, also Kochsalz, und andere Mineralien. Perchlorat habe ich durch Chlorid ersetzt. Das kommt sehr wahrscheinlich in tieferen Gesteinsschichten bevorzugt vor. Ist also korrekt.

Klingt ungesund.

Im Gegenteil. Die Mineralien sind eher gut für Sie. Ich habe die Zusammensetzung von einem vereidigten Lebensmittelgutachter prüfen lassen. Ende Oktober kam das Okay. Das Pulver ist verkehrsfähig. Ich dürfte es produzieren und verkaufen. Und ich könnte sofort starten damit.

Warum sollte man das trinken?

Das Ganze lebt doch von der Geschichte dahinter. Ich möchte die Leute für Technik und Forschung begeistern. Neugierig machen.

Was ist, wenn Sie das Geld für die Umsetzung nicht zusammenbekommen?

Dann hatte ich trotzdem viel Spaß.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2018
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