Ludwigsfeld:Rückkehr der Reiter
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Ein neuer Eigentümer will das Gestüt Ludwigsfeld wieder zu einem Begriff in der Welt des Pferdesports machen
Von Simon Schramm, Ludwigsfeld
Gelangt man vom Osten her über den Blütenanger nach Ludwigsfeld, ist es das erste, was man erblickt: Weite, grüne Wiesen, wohin das Auge reicht. Eines fehlt an dieser idyllischen Aussicht: Pferde. Denn einst waren diese Flächen Stätten der Pferdezucht und des Reitsports. Der Stadtteilhistoriker Volker D. Laturell hat es in seinem Standardwerk über den Bezirk Feldmoching-Hasenbergl bündig nachgezeichnet: Etwa 1890 erbaute der bayerische Oberst Max von Lutz ein Vollblutgestüt, das im Jahr 1900 schon rund 80 Pferde umfasste. In den folgenden Jahrzehnten wechselte das Gestüt noch öfters seinen Eigentümer, die Anzahl der Pferde reduzierte sich, dafür wurden auf dem Gelände laut Laturell in den Dreißigerjahren und auch noch in den Siebzigerjahren Reit- und Springturniere ausgerichtet. Seit vielen Jahren ist der Pferdesport aus Ludwigsfeld aber verschwunden, man sieht keine Pferde beim Galopp, das Gestüt liegt brach. Das soll sich nun ändern.
Vor fünf Jahren hat ein Unternehmer aus dem Münchner Norden das Gelände erworben, er verfolgt seitdem das Ziel, den Standort wiederzubeleben. Er will derzeit noch anonym bleiben, hat aber schon eine Reihe an ambitionierten Ideen für die neue Reitanlage. "Wir haben die geschichtsträchtigen Namensrechte erworben und möchten die neue Anlage auch unter diesem Namen weiterführen", sagt der Unternehmer, "denn für viele Fachleute der hochkarätigen Reiterszene ist das immer noch ein Begriff, auch wegen des Namens, der geschichtlich auf unser bayerisches Königshaus zurückführt." Ludwigsfeld entstand 1802 im Auftrag des Kurfürsten Max Joseph und wurde nach seinem Sohn Ludwig benannt. Das neue "Gestüt Ludwigsfeld" soll eine moderne Pferdehaltung werden, eine Zucht soll es nicht mehr geben. Der Unternehmer hatte jahrelang mit der Stadt über seine Pläne verhandelt und nun eine Einigung gefunden. Vor Kurzem ging im Bezirksausschuss der Vorbescheid ein, die Lokalpolitiker waren von den Plänen begeistert. Der Mann wartet nun auf die Genehmigung der Stadt und will dann seine Pläne in die Tat umsetzen. Die sehen zuallererst zwei neue große Reithallen und Ställe für bis zu 80 Pferde vor.
Nach Vorstellung des Eigentümers könnte das Gestüt zu einem Treffpunkt im Viertel werden, der nicht nur Pferdefreunde anzieht. Das bestehende Stallungsgebäude will der Unternehmer renovieren und im Erdgeschoss ein Restaurant einrichten, wahrscheinlich einen Italiener. In das Haus sollen auch Geschäfte wie eine Tierpraxis, Schulungsräume für die Pferdehaltung und ein Hofladen einziehen, in das Dachgeschoss Wohnungen für Gestütsmitarbeiter und für Studenten. Außerdem will der Unternehmer einen Geschichtsraum einrichten, in dem der Hintergrund des Gestüts erklärt wird. Der noch auf dem Gelände stehende Bungalow der früheren Eigentümer soll jedenfalls neuen Wohnhäusern weichen.