Süddeutsche Zeitung

Ludwigs-/Isarvorstadt:Freies Denken statt harter Währung

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CSU schlägt vor, das Hypohaus an der Zenettistraße für Künstler, Musiker und Kreative umzubauen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

In die ehemalige Vieh- und Schlachthof-Bank, das größtenteils leer stehende sogenannte Hypohaus an der Zenettistraße, sollen Münchner Künstler, Musiker und Kreative einziehen. Noch allerdings ist diese Idee lediglich ein Vorschlag auf Initiative der CSU. Vinzenz Zöttl unterbreitete ihn zunächst im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, dort wurde er vorerst zur Diskussion in den Unterausschuss Kultur, Jugend und Soziales (KJS) verwiesen. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist am Dienstag ein ähnlich lautender Antrag der CSU zugegangen.

Ersten Reaktionen zufolge stößt der Vorschlag in der Ludwigs- und Isarvorstadt auf positive Resonanz. Die SPD zeigte sich lediglich etwas irritiert, dass der Vorschlag von der CSU kam - sie falle doch sonst eher selten durch Engagement für kulturelle Projekte auf, hieß es. Der ehemalige Stadtrat Zöttl schlägt auch eine Lösung zur Finanzierung des Projektes vor: Die Münchner-Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft mbH (MGH) könne dafür in Frage kommen. Die Immobiliengesellschaft ist nicht ausdrücklich mit Kunst und Kultur befasst, unterstützt jedoch das lokale Handwerk und Gewerbe.

Das Haus gegenüber der Kulturbühne im Wirtshaus im Schlachthof sei in jeder Hinsicht geeignet für kulturelle Zwecke, sagte Zöttl. Wenn bald noch das Volkstheater neben dem Hypohaus gebaut werde, könnte sich dort "quasi eine Kulturmeile" entwickeln - mit Ateliers, Übungsräumen für Musiker, Werkstätten. Der Bau, ein ehemaliges Verwaltungsgebäude, gehört der Stadt und ist schwer nutzbar; es ist weder für Wohnungen noch für Gewerbebetriebe geeignet, soll aber erhalten werden. Der Bau steht unter Denkmalschutz. "Sowohl die Lage als auch die Art des Gebäudes sind für eine Nutzung durch Künstler und die Kreativwirtschaft prädestiniert", sagt Vinzenz Zöttl.

Die Stadt soll als Investor und Betreiber die Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft mbH (MGH) gewinnen, die seit Jahrzehnten erfolgreich mit der Einrichtung und Vermietung preiswerter Gewerbeflächen befasst ist. Die Organisation von Künstler-Werkstätten sei "ein verwandtes Metier" und die Flächen dafür "Mangelware", deshalb könne die MGH voraussichtlich auch dafür eine wirtschaftliche Lösung erarbeiten, vermutete Vinzenz Zöttl. In der Münchner Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiteten mehr als 68 000 Erwerbstätige.

Die MGH ist als Immobilienbeteiligungsgesellschaft vor 35 Jahren von der Landeshauptstadt München, den Industrie- und Handelskammern München und Oberbayern und der Handwerkskammer für München und Oberbayern gegründet worden. Das Ziel war, vielen kleinen Betrieben aus den Bereichen Handwerk, Handel und produzierendes Gewerbe geeignete und günstige Gewerbeflächen im innerstädtischen Bereich zu vermitteln. Praktisch bedeutet dies, das die MGH Gewerbehöfe einrichtet und betreibt. Im Jahr 1983 entstand der erste Gewerbehof am Frankfurter Ring. Ihm folgten Gewerbehöfe in Sendling, Perlach, Westend, Giesing und Laim - insgesamt auf einer Mietfläche von 64 000 Quadratmetern, das entspricht in etwa einer Größe von neun Fußballfeldern.

Das oberste Stockwerk der ehemaligen Schlachthof-Bank wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nur provisorisch wieder aufgebaut. Es gab immer wieder Initiativen, das schöne, aber baufällige Gebäude zu nutzen. Die Stadt und die Markthallen haben noch keine konkrete Nutzung in Aussicht gestellt. Beate Bidjanbeg (SPD), die Vorsitzende des KJS, gab im Bezirksausschuss zu bedenken, dass schon "mehrere Vorgänge" dazu auf dem Tisch lagen, die Stadtviertelpolitiker sollten den aktuellen Plan, bevor man ihn groß diskutiert, zunächst im Ausschuss prüfen: "Ansonsten wäre das Projekt natürlich super."

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SZ vom 21.12.2016
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