Süddeutsche Zeitung

Letzter Schnee:Wie auf  Wellen gleiten

Lesezeit: 2 min

Bei sorgfältiger Planung sind Skitouren noch möglich

Von Nadine Regel

Wanderung oder Skitour? Diese Frage stellt sich der versierte Berggeher in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühjahr. Eigentlich liegt noch zu viel Schnee für ausgiebige Bergtouren, aber fast schon zu wenig für eine Gipfeltour mit Ski und Fellen. Auf den ersten Höhenmetern fehlt bereits die Schneeauflage und man steigt in den sperrigen Skischuhen dem Schnee entgegen. Der Weg nach unten ist im Frühjahrs-Firn aber ein großer Genuss und entschädigt für alles, weil man wie auf einer Welle dahingleitet. Doch Skitouren im Frühjahr verlangen eine sorgfältige Planung und eine weitere Anfahrt. Ein zeitiger Aufbruch ist zwingend notwendig, weil man noch griffigen Firn vorfindet und aufgrund der Aufheizung durch die Mittagssonne einer ansteigenden Lawinengefahr aus dem Weg geht. Die Gefahr der Selbstauslösung von Nassschneelawinen und Schneebrettern ist im Frühjahr sehr groß. Je nach Steilheit der Tour lohnt auch die Mitnahme von Harscheisen, die vor allem morgens, wenn der Schnee noch gefroren ist, zum Einsatz kommen. Außerdem sollte man genügend Trinkwasser mitnehmen.

Zu den Frühjahrsklassikern zählen das Hochglückkar (2335 Meter) und die Hochglückscharte (2387 Meter) im Karwendelgebirge. Die Mautstraße (3,50 Euro) in die Eng in Hinterriß ist erst von Mai an geöffnet. Wer die Tour schon früher gehen will, legt die zwölf Kilometer auf dem Mountainbike zurück. Bis zur Hochglückscharte handelt es sich um eine mittelschwere Skitour. Dann wird es ernster. Wer mit Steigeisen und Pickel umgehen kann, kann auch bei Hartschnee in einer engen und steilen Rinne die Scharte hochsteigen. Bei gutem Trittschnee ist der Aufstieg etwas einfacher. Dann erlebt man eine schöne Firnabfahrt in makellosen, steilen Nordhängen. Für die Tour benötigt man etwa drei Stunden und überwindet 1100 Höhenmeter. Einkehrmöglichkeiten gibt es keine. (Anfahrt: Autobahn München-Salzburg, Ausfahrt Holzkirchen, über Bad Tölz nach Lenggries zum Sylvensteindamm, dann auf der B 30 nach Vorderriß und durch das Rißtal zum Großen Ahornboden in der Eng).

Ebenfalls empfehlenswert ist der Torhelm (2494 Meter) in den Kitzbüheler Alpen. Die Tour startet von Ostern an an der Tiefentalalm (1441 Meter), zu der man mit dem Auto über den langen Grund gelangt. Der Gipfel ist schon von den ersten Metern der Tour aus zu sehen. Über die Öfeleralm steigt man teilweise steil auf den Öfelersattel, von dort zum Gipfel. Bei sicheren Verhältnissen gibt es mehrere Abfahrtsmöglichkeiten. Eine Variante führt entlang der Aufstiegsspur durch das Öfelerkar zurück zur Oberkaralm. Für die zweite Variante folgt man dem Grat Richtung Osten, bis man eine steile Rinne erreicht, die man abfährt. Im Anschluss ist es nicht mehr weit zur Oberkaralm. Man überwindet in drei Stunden und 15 Minuten etwa 1050 Höhenmeter. Einkehrmöglichkeiten nach der Tour in der Erla Brennhütte (Anfahrt: Über die Inntalautobahn Ausfahrt Wörgl Ost, dann in Richtung Kitzbühel nach Hopfgarten. Weiter in die Kelchsau und weiter bis zur Kreuzung Langer und Kurzer Grund, Abzweig langer Grund).

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Quelle:
SZ vom 29.03.2019
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