Süddeutsche Zeitung

Verkehr:An Grasbrunn führt kein Weg vorbei

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Landrat Göbel macht Anwohnern keine Hoffnungen auf ein baldiges Lkw-Fahrverbot

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Mautflüchtlinge auf der Zornedinger Straße in Harthausen, Sattelzüge auf der Ekkehartstraße in Grasbrunn und die tägliche Rushhour auf der Waldbrunner Straße in Neukeferloh - der Verkehr und die Klagen der Anwohner darüber sind unversehens zum Wahlkampfthema in Grasbrunn geworden. Dabei ist der Handlungsspielraum der Gemeinde gering und sind die Positionen der Parteien nicht weit voneinander entfernt. So haben die Fraktionen im Gemeinderat im Dezember übereinstimmend festgestellt, dass die Gemeinde alleine wenig bis gar keine Handhabe gegen den Durchgangsverkehr hat, und deshalb vorerst nur den Landrat in seinen Bemühungen um ein Lkw-Verbot auf Nebenstraßen unterstützen kann.

Deshalb lud die CSU am Dienstag zu einem "Dialog Verkehr" mit eben diesem ins Neukeferloher Bürgerhaus ein. Immerhin annähernd 40 Grasbrunner kamen, um Christoph Göbel (CSU) ihre Nöte vorzutragen - und von diesem zu erfahren, dass schnell keine Lösung zu erwarten ist. Weder könne er an Kreis- und Staatsstraßen Verbotsschilder für Lkw aufstellen lassen, ohne Umleitungen auszuweisen, noch könne die Gemeinde ihre eigenen Straßen einfach zu Lasten höherrangiger Straßen sperren. "Solche Anordnungen müssen rechtskonform sein", beschied Göbel ein ums andere Mal Fragen, warum die Kreisbehörde oder das Rathaus nicht wenigstens versuchsweise handelten.

In jedem Fall müssten Gründe für eine Sperrung und eine Alternativroute nachgewiesen werden. Auch die Aufhebung des Verbots für Lkw über 7,5 Tonnen auf der Zornedinger Straße in Harthausen nach deren Sanierung dürfte unvermeidlich sein. "Da hat der Klaus Korneder wahrscheinlich recht", sagte Göbel über Aussagen von Grasbrunns SPD-Bürgermeister.

Da half es wenig, dass die CSU-Gemeinderatskandidatin Franziska Wiesheu, die selbst in der Ekkehartstraße in Grasbrunn wohnt, klagte: "Wir werden seit Jahren vertröstet und wollen endlich eine Antwort." Göbel blieb bei seiner Position: "Wegbeamen können sie den Verkehr nicht. Eine schnelle Alternative existiert nicht." Im Übrigen seien die Anwohner der Straßen in Grasbrunn nicht die einzigen, die unter Durchgangsverkehr litten. "Es gibt im Landkreis viele Straße, an denen es noch viel schlimmer ist." Als Beispiel nannte Göbel etwa die Kieslaster in Salmdorf.

Aus diesem Grund habe der Mobilitätsausschuss des Kreistags beschlossen, ein Lkw-Umleitungskonzept für den ganzen Landkreis erstellen zu lassen, so Göbel - und das just nur wenige Stunden vor seinem Besuch in Grasbrunn. Dieses soll alle Kreis-, Staats- und Bundesstraßen im Landkreis umfassen und zum Ziel haben, dass Lastwagen auf den Autobahnen bleiben: der A 99, der A 995, der A 95, der A 96, der A 94, der A 8 und der A 9. "Da gehören sie hin", so Göbel. Ausgenommen blieben natürlich Lieferverkehr und Umleitungen im Falle von Unfällen und Staus.

Für die Erstellung des Konzepts rechnet Göbel mit einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Ob dieses dann allerdings sofort greift, ist fraglich. Skeptiker warnen: Bis Lastwagen vom überörtlichen Straßennetz verbannt werden können, müsse wahrscheinlich erst die A 99 bis zum Kreuz Süd achtspurig ausgebaut sein. Und das wird noch mindestens sieben bis acht Jahre dauern.

Neuen Straßen gegenüber - etwa einer Autobahnparallele als Ersatz für die B 471, für die unter Federführung des Landkreises aktuell eine Machbarkeitsstudie erstellt wird - zeigte sich Göbel in Grasbrunn skeptisch. "Aus meiner Sicht sind neue Straßen nicht die Lösung." Nötig seien vielmehr eine "intelligente Verkehrssteuerung", autonome Fahrzeuge und vor allem: ein besserer, attraktiverer öffentlicher Nahverkehr.

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SZ vom 13.02.2020
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