Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:"Das ist eine Wettkampf-Anlage"

Lesezeit: 3 min

Auf 3000 Quadratmetern Fläche ist in Lohhof eine Rampenlandschaft für Skater und BMX-Fahrer eröffnet worden, die bayernweit ihresgleichen sucht. Unter Aufsicht dürfen nicht nur Profis, sondern alle Interessierten die neue Anlage nutzen.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Ungeübte brauchen schon ein bisschen Mut. Und so hat sich Bürgermeister Christoph Böck (SPD) am Samstag ein Herz gefasst und auf einem Scooter mit Schwung in die Betonschüssel gestürzt. Es lief auch ganz passabel, bis er am Schluss doch flach lag. "Vielleicht war es etwas übereilt", sagt Böck mit Blick auf seinen Auftritt bei der großen Eröffnung des Skateparks in Lohhof. "Ich hätte doch vorher überlegen sollen, wie man bremst." Die Skater und die Stadträte nahmen das Ganze ebenso mit Humor wie der Bürgermeister. Die Freude ist groß in der Stadt, dass nach bald eineinhalb Jahren Bauzeit die Skate-Anlage eröffnet wurde, die im Raum München und sogar in ganz Bayern ihresgleichen sucht.

Lohhof ist seit vielen Jahren ein Hotspot, wenn es um den Sport auf Rädern geht, was viel damit zu tun hat, dass sich dort Skater seit etlichen Jahren für ihren Sport mächtig ins Zeug legen. Los ging es schon 1985, als sich BMX-Fahrer und Skateboarder einige Rampen bauten. Dieter Bürger und Thomas Stellwag gründeten 1990 den Skate- und BMX-Verein "Rolling Wheels". Mitte der Neunzigerjahre baute man einen Skatepark auf, der mehr als 20 Jahre lang Jugendliche an den Ludwig-Pettinger-Weg gelockt hat. Zwei Mal fanden dort sogar Deutsche BMX-Meisterschaften statt. Doch die Anlage kam in die Jahre. Die aus Holz gefertigten Rampen mussten am Ende fast häufiger repariert werden, als man darauf fahren konnte. Das ist jetzt vorbei.

Denn die Rolling Wheels, die längst eine Abteilung im SV Lohhof sind, haben sich mit breiter Unterstützung der Stadt für etwa eine Million Euro auf 3000 Quadratmetern Fläche einen in Beton gegossenen Traum aller Skater, Skateboarder und BMX-Fahrer verwirklicht. Thomas Stellwag, das Gesicht der Skater-Szene in der Stadt, sagt rundheraus: "Das ist eine Wettkampf-Anlage." Dort würden die Standards der Union Cyclist International (UCI) erfüllt. "Ich wüsste nicht, dass es Vergleichbares in Bayern gibt." Die Freude sei "auf jeden Fall" groß, sagt Stellwag, der seit vielen Jahren auch einen Bike-Shop in der Stadt betreibt. Seit einiger Zeit schon sei der Zulauf junger Leute in seiner Abteilung groß. Auch in Corona-Zeiten habe die Vorfreude auf den "Skatepark 2.0" viele in die Abteilung gebracht. Derzeit zähle er 230 Mitglieder. Er rechne mit an die 300 in absehbarer Zeit.

Unter Aufsicht dürfen alle Interessierten die Anlage nutzen

Das Interesse an der Lohhofer Sportanlage ist nicht nur in Unterschleißheim groß, sondern auch weit darüber hinaus, weil die gut vernetzte Szene längst Notiz genommen hat von der formidablen Anlage. Bürgermeister Böck schreibt dieser gar olympische Qualitäten zu und hält sie übrigens nicht nur aus Sicht von sportlich Hochambitionierten für äußerst gelungen. "Es ist das schönste Betonbauwerk, das wir in Unterschleißheim haben", sagt er. Bei der Eröffnung habe er zudem festgestellt, dass nicht nur ein Bürgermeister mit dem Scooter in der Schüssel Freude haben kann. Auch Kinder seien mit diesen Rollern dort flott unterwegs. Er habe vorher gar nicht gewusst, dass man mit denen dort auch fahren könne. Die Sportanlage sei ein großer Gewinn.

Die Stadt hat sie sich auch einiges kosten lassen. 400 000 Euro steuerte das Rathaus bei, 400 000 Euro kamen vom Verein und 200 000 Euro über einen Zuschuss vom Landessportverband. Mit gut 160 000 Euro sprang die Stadt noch einmal dem SV Lohhof zur Seite, weil sich wegen einer notwendigen Druckleitung die Kosten für die Sanitäranlagen drastisch erhöht hatten. Als nächstes, um alles abzurunden, plant Thomas Stellwag ein Vereinsheim, das auch etwa 200 000 Euro kosten dürfte. Die betonierte Rampenlandschaft war Ende 2021 bereits weitgehend fertig und stand bisher für Testfahrten zur Verfügung. Seit dem Wochenende ist sie offiziell eröffnet und die Rolling Wheels laden ein, sich dort unter Aufsicht sportlich zu betätigen.

Der Skatepark öffnet nach Möglichkeit täglich an vier Stunden nachmittags; im Mai von 15 bis 19 Uhr, im Juni von 16 bis 20 Uhr. Voraussetzung ist, dass ein Ehrenamtlicher vom Verein dabei sein kann. Gewissheit gibt es nach einem Blick auf die Homepage unter https://rolling-wheels.net/eintritt/ .

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