Süddeutsche Zeitung

Unterhaching/Straßlach:Traditioneller Marathon

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Unterhaching und Straßlach brechen bei ihren Neujahrsempfängen mit Bräuchen

Von Iris Hilberth, Lenka Jaloviecova, Unterhaching/Straßlach

Eine gewisse Konstanz im Leben hat immer auch etwas Beruhigendes. Der Januar ist und bleibt der Monat der Neujahrsempfänge, selbst wenn sich der Veranstaltungsmarathon für manche Geladene aus höheren Ämtern dann bis fast in den Februar hinzieht. Nun haben sich die Gemeinden Unterhaching und Straßlach-Dingharting am Donnerstagabend am Ende des Terminkalenders eingereiht, um mit einer Einladung verdienter Bürger ins neue Jahr zu starten. In beiden Gemeinden war es jedoch eben nicht so wie im Jahr zuvor. Und das hat vor allem mit der Örtlichkeit zu tun.

Seit Unterhaching eine schmucke Sportarena am Utzweg besitzt, hatte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) stets dort seine Gäste mit ausschweifendem Defilee begrüßt. Das war insofern - vor allem im Januar - ganz angenehm, da die Halle so groß ist, dass sich selbst lange Schlangen im Inneren des Hauses bilden können. Nur ist dort nach dem großen Wasserschaden im Sanitär- und Umkleidetrakt noch immer Baustelle, sodass der Neujahrsempfang 2017 an seine alte Stelle zurückkehrte: in die Hachinga Halle. Mit dem entscheidenden Nachteil, dass die Leute vor dem Einlass auf dem gut gekühlten Parkplatz ausharren mussten. Das Ambiente in der Halle allerdings fanden nicht wenige doch gemütlicher als das Treffen im großen Rund der Sportarena am Utzweg. "Wir werden überlegen, ob wir den Ort beibehalten", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl.

Doch egal an welchem Ort, für Panzer bietet der Neujahrsempfang "ganz persönlich die Gelegenheit, mich bei allen zu bedanken, die eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen mitgestalten". Das waren natürlich viele Ehrenamtliche, Vereinsvertreter, Mitarbeiter und Gemeinderäte. Eine lange Liste, zu der er diesmal ausdrücklich hinzufügte: "Ich bedanke mich auch bei allen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in Unterhaching."

Gut gelaunt empfing auch der Bürgermeister von Straßlach-Dingharting, Hans Sienerth, seine Gäste. Im neu renovierten Waldhaus zur alten Tram stellte er fest: "Es ist wie damals im Mittelalter beim Kaiser mit seinen Gesandten." Der sei auch innerhalb seines Imperiums mit seinem Volk von einer Stadt zur nächsten gezogen. Nun ist Sienerth nicht der Kaiser von Straßlach und kommt auch nicht ganz so weit herum. Doch ist es Tradition in der Gemeinde geworden, jedes Jahr an einem anderen Ort ins neue Jahr zu starten.

Auch Sienerth nutzte seine Ansprache vor allem, um sich bei den Politikern, Gewerbetreibenden, Vereinssprechern und Mitarbeitern zu bedanken. Sie repräsentierten die Gemeinde. Gleichzeitig bat Sienerth darum, diese Einstellung weiterzutragen. Er lud seine Gäste ein, sich mehr für die Kommunalpolitik einzusetzen. Eine Veranstaltung wie der Jahresempfang sei dafür gemacht, seine Bekanntschaften zu vertiefen, sich mehr zu vernetzten und auszutauschen. Bürgermeister Sienerth war auch deshalb wohl daran gelegen, seine Rede nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Offenbar hatte er schon einen Blick auf das Buffet geworfen: Er freue sich schon auf den Parmesan, gestand er seine Leidenschaft für italienischen Käse. Warum auch Wolfgang Panzer sich diesmal wesentlich knapper fasste als in manchen Jahren zuvor, bleibt sein Geheimnis. Allerdings hat er gleich zu Beginn seiner Rede seinen Trick verraten, wie er schneller zum Ende und die Gäste ans Buffet finden: Er verzichte heuer darauf, in einer ewigen Aufzählung alle namentlich zu begrüßen. Mit mancher Tradition wird beim traditionellen Neujahrsempfang eben doch gebrochen.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2017
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