Süddeutsche Zeitung

Unterhaching:Rotkreuz-Helfer in Nöten

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BRK Mitarbeiter erwarten sehnsüchtig die Sanierung der maroden Rettungswache in Unterhaching. Den Vorwurf der Tatenlosigkeit weist das Rathaus zurück und verweist auf die Fülle anstehender Aufgaben.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Rund um die Uhr ist die Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Unterhaching seit etwa zwei Jahren besetzt. Dass das gut und notwendig ist aufgrund stark gestiegener Einsatzzahlen, betont der BRK-Kreisverband genauso wie die Gemeinde. Doch ist die alte Feuerwache an der Münchner Straße, in der die Rettungskräfte untergebracht sind, für einen 24-Stunden-Betrieb viel zu klein, das Gebäude ist marode und bräuchte dringend eine Sanierung.

"Die aktuelle Situation ist verheerend", heißt es in einem anonymen Schreiben, dem BRK-Sprecher Peter Behrbohm große Detailkenntnisse bescheinigt. Die Rettungskräfte fühlen sich demnach von der Gemeinde, der das Haus gehört, im Stich gelassen. Die weist den Vorwurf zurück. "Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, das ist vollkommen klar", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Allein weil andere Projekte in Unterhaching, und zwar Pflichtaufgaben wie das Kinderhaus am Oberweg und die Sanierung der Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen derzeit Priorität hätten, könne mit den Arbeiten an der alten Feuerwache noch nicht begonnen werden, sagt Hötzl.

Die Mängelliste der Wache ist lang. In dem Schreiben heißt es, es gebe nur einen kleinen Raum, in dem die Helfer sich zwischen ihren Einsätzen aufhalten könnten. Dort passe gerade mal ein Schreibtisch und ein Sofa hinein, Betten und damit Ruhemöglichkeiten gebe es nicht. Auch die Nacht müssten die Helfer halb sitzend, halb liegend auf dem Sofa verbringen.

Sind Auszubildende dabei, reiche der Platz nicht. Auch Duschen fehlten. Retter, die bei einem Einsatz mit Blut oder Erbrochenem in Kontakt geraten sind, müssten zu einer anderen Wache fahren und dort duschen. Auch beim Zustand der Fahrzeughalle wird dringender Handlungsbedarf gesehen. Der Boden sei derart marode und durchlöchert, dass er im Winter gefriere und die Mitarbeiter Gefahr liefen zu stürzen. Zudem fielen die Heizungen im Winter regelmäßig aus, so die Klage.

"Da muss baulich unbedingt nachgearbeitet werden", sagt BRK-Sprecher Behrbohm. Er bestätigt die Mängel an dem Gebäude. "Die Anlagen haben an Eignung verloren und wir haben großes Interesse, dass etwas vorangeht", sagt Behrbohm. Nach Rücksprache mit der Gemeinde sei das BRK allerdings zuversichtlich, dass etwas passieren werde, habe aber auch Verständnis, dass die Lage derzeit schwierig sei.

Im Rathaus kennt man die Probleme seit langem. Bevor im Jahr 2016 die Besetzung der Rettungswache von einst ausschließlich tagsüber auf den 24-Stunden-Betrieb umgestellt wurde, hatte eine Mitarbeiterin der Verwaltung bereits einen Plan erstellt, was an dem Gebäude ertüchtigt werden müsste.

"Es sind alle Gewerke betroffen, das reicht vom Dach bis hin zu den Fluchtwegen und dem vorgeschriebene Brandschutz", sagt Hötzl. Duschen allerdings gebe es sehr wohl. Auch habe die Gemeinde bereits versucht, die Situation etwa mit der Ertüchtigung der sanitären Anlagen und einer neuen Küche zu verbessern. "Uns ist es sehr wichtig, diese Wache in Unterhaching zu haben, und am Geld liegt es nicht, dass die Umbauten noch nicht begonnen haben", betont er.

Der Verwaltung fehlten jedoch momentan schlichtweg genügend Mitarbeiter, um die anstehenden Projekte zu stemmen. Allein in der Bauabteilung wären aktuell fünf Stellen - davon je eine für Hochbau, für Tiefbau und für die Liegenschaften - zu besetzen, um vorliegende Pläne zügig umzusetzen. So stehen Projekte wie der Baubetriebshof und eben die BRK-Wache derzeit auf der Warteliste. "Bauen im Bestand ist keine triviale Aufgabe, sondern eine große Herausforderung", sagt Hötzl, und bei diesem Gebäude aus den frühen Sechzigerjahren sei es mit ein bisschen Farbe eben nicht getan.

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Quelle:
SZ vom 18.12.2018
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