Süddeutsche Zeitung

Stadtplanung:Wohnen neben dem Freibad

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Der Unterhachinger Gemeinderat macht den Weg frei für eine Bebauung an der Schrenkstraße. Bürgermeister Wolfgang Panzer gefällt das gar nicht - er hätte lieber die Liegewiese erweitert.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Neben dem Unterhachinger Freibad darf gebaut werden. Lange haben die Gemeinderäte mit sich gerungen, ob sie zwischen Marianne-Gamperl-Weg und Schrenkstraße Wohnbebauung zulassen sollen. Schließlich ist in diesem Bereich sowieso schon alles so eng, der Verkehr während der Öffnungszeiten des Bads dicht und der Hochwasserschutz zusätzlich ein Thema. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) hätte das Areal am liebsten freigehalten von Bebauung, auch um die Liegeflächen zu erweitern zu können. Doch die Mehrheit im Gremium ist überzeugt: Das kann sich die Gemeinde schlichtweg nicht leisten.

In der jüngsten Sitzung brachten die Unterhachinger Kommunalpolitiker schließlich die Aufstellung des Bebauungsplans auf den Weg. 18 oder 19 Wohnungen kann ein Bauträger so auf den ausgewiesenen 2548 Quadratmetern Bauland errichten, direkt angrenzend im Südwesten des Freibads, wo sich auch der Eingang befindet. Panzer hätte dieses Grundstück gerne gekauft, um die breite Begrünung im Ortsteil Grünau zu sichern, um ein Verkehrschaos auf der kleinen Schrenkstraße zu verhindern und um die Kapazitäten des Freibads zu erweitern.

Wer weiß, wie teuer solche Grundstücke mitten in Unterhaching sind, kann verstehen, warum die CSU angesichts der Idee des Bürgermeisters von der "teuersten Liegewiese" Deutschland sprach. Inzwischen ist die Gemeinde ohnehin knapp bei Kasse und kann an solche Anschaffung überhaupt nicht denken. Doch selbst wenn sie die Wiese nicht kauft und nur dem Eigentümer verweigert, dort Geschosswohnungsbau zu verwirklichen, würde die Sache für Unterhaching teuer werden. Denn dann würden Entschädigungszahlungen fällig.

Also versucht der Gemeinderat, mit diversen Vorgaben an den Bauwerber das Projekt möglichst verträglich zu gestalten. So soll die Lage und Stellung der Gebäude den spezifischen Anforderungen von Immissions- und Hochwasserschutz folgen. Die Gebäude müssen schlank gehalten sein, Wohn- und Schlafräume zur schallabgewandten Seite geplant werden, also Richtung Süden und Westen.

So soll vermieden, werden, dass sich die zukünftigen Anwohner irgendwann doch beschweren, dass es neben dem Freibad einfach zu laut ist. Die Ersteller des Lärmschutzgutachtens kommen zu dem Schluss, dass an der überwiegenden Zahl der Öffnungstage der Lärmschutz gewährleistet werde. An Spitzentagen greift die Regelung der Sportanlagenlärmschutzverordnung.

Auch die Befürchtung, die Schrenkstraße verkrafte keinen zusätzlichen Verkehr durch Anwohner, wird mit einem Gutachten entkräftet. Eine maßgebliche Verschlechterung werde es nicht geben, ein erhöhtes Gefahrenpotenzial werde nicht gesehen. Allerdings weisen die Gutachter darauf hin, dass die Situation bereits jetzt nicht optimal ist. Über den Hachinger Bach wird man mit dem Auto nicht anfahren könne. Stattdessen erhält die Gemeinde am nördlichen Rand des Grundstücks einen Weg für Radfahrer und Fußgänger sowie eine kleine Grünfläche.

Gertraud Schubert (Freie Wähler) überzeugte die Expertise nicht. "Laut Verkehrsgutachten wird es täglich 120 Fahrten in die Schrenkstraße geben. An schönen Tagen stehen die Badegäste dort in einer langen Schlange bis vor zur Bushaltestelle. Es wird Probleme geben", gab sie zu bedenken. Auch die kleine Grünanlage versöhnte sie nicht mit den Plänen. "Das ist ein Baum mit einem Rasen drumherum", sagte Schubert, die neben ihrer Parteikollegin Christine Helming, Emil Salzeder (Neos) und Bürgermeister Panzer dagegen stimmte.

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