Süddeutsche Zeitung

Mitten in Unterföhring:Rettung in höchster Geschenke-Not

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Wie eine Kleinanzeige aus Unterföhring an Heiligabend den Familienfrieden im Erdinger Land sichert.

Kolumne von Sabine Wejsada

Das mit dem Schenken an Weihnachten ist so eine Sache: Manche Familien haben längst vereinbart, dass das einzige Präsent die Zeit sein soll, die man miteinander verbringt, bei einem schönen Essen oder einem Spaziergang. Keine Socken oder andere Verlegenheitsgeschenke mehr, für die man sich höflich bedanken muss, obwohl sie kein Mensch braucht - und die dann ganz hinten im Schrank liegen oder heimlich umgetauscht werden, wenn sich denn auf wundersame Weise der Bon auftreiben lässt.

Für manche jedoch gehören die Gaben ganz fest zum Fest. Die einen besorgen sie spätestens im September, um sich den Stress in der Adventszeit zu ersparen. Die anderen warten mit dem Einkauf bis zur letzten Minute und hetzten noch schnell in den Laden, bevor zur Bescherung gerufen wird. Letztere hat der Kalender heuer vor fast unüberwindbare Schwierigkeiten gestellt: Heiligabend am Sonntag. Alles zu und geschlossen bis auf die Tankstelle, wo es erfahrungsgemäß nicht die größte Auswahl an schönen Dingen gibt, die unter dem Christbaum landen könnten. Da ist Kreativität gefragt - und auch ein bisschen Glück.

Und so trudelt am späten Vormittag des 24. Dezember unverhofft die Anfrage für eine schon lange aufgegebene Kleinanzeige auf einem Online-Portal ein: Hallo, ich interessiere mich für das inserierte Schmuckstück. Könnte ich es heute noch abholen? Die Antwort ist schnell geschrieben: Ja, gerne am frühen Nachmittag. Nächste Frage: Gäbe es auch eine Schatulle dazu? Ja, auch das ist möglich. Schon folgt die getippte Erleichterung: Dann würde ich jetzt in Langenpreising losfahren.

Und keine Stunde später wechselt die vor Jahrzehnten auf Bali erstandene Kette samt Anhänger in Unterföhring den Besitzer. Vor der Tür steht ein glücklicher Mann, der sie für seine Liebste ausgesucht hat, und entschuldigend schildert, dass er es als Handwerker vor lauter Arbeit nicht zum Juwelier geschafft hat. Mitten in der Heiligen Nacht kommt dann noch eine Nachricht aus dem Erdinger Land: Das Geschenk hat meiner Frau große Freude gemacht, vielen Dank noch mal und besinnliche Feiertage! Wie schön: Zumindest in dieser Familie ist Weihnachten gerettet.

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