Süddeutsche Zeitung

Unterföhring:Die neue Ortsmitte bleibt unvollendet

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Weil die Gemeinde Unterföhring sie nicht rasch billigt, zieht der Eigentümer die Pläne für seinen Teil des künftigen Zentrums zurück.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Nichts wird es mit der urbanen Bebauung in Unterföhrings künftiger Ortsmitte: Die Eigentümerfamilie Vaitl-Gloo lässt ihre Pläne für ihr großes Grundstück zwischen Bahnhof, Föhringer Allee und Firkenweg fallen, weil sich der Bauausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend nicht dazu durchringen konnte, der formlosen Anfrage das Plazet zu geben. "Damit ist das Projekt gestorben", sagte Wolfram Vaitl-Gloo am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung.

Nun sollen auf dem Gelände die Hallen stehen bleiben, die vor allem von Filmproduktionen genutzt werden; auch Vaitl-Gloos derzeit in Attenkirchen im Landkreis Freising beheimatete Zimmerei soll dorthin umziehen. Dass die Lokalpolitiker trotz der bereits geführten Abstimmungsgespräche eine weitere Planungsrunde wollten, stößt dem Eigentümer sauer auf.

"Das hätte man alles in einem folgenden vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren machen können", sagte er und versicherte, dass er auf alle Wünsche der Gemeinde eingegangen wäre, was die Nutzung der einzelnen Gebäude anbelangt hätte. Der Bauausschuss hatte eine Entscheidung über die Anfrage Ende April zurückgestellt und weitere Informationen über das Projekt verlangt.

Die Eigentümerfamilie Vaitl-Gloo beabsichtigte eine umfassende Bebauung ihres Grundbesitzes in der neuen Unterföhringer Ortsmitte. Laut einem vom Oberbiberger Architekten Dieter Pöhlmann erstellten Entwurf hätte gegenüber dem neuen Rathaus ein Gebäude mit Ärztehaus, betreutem Wohnen samt Palliativstation und einer Bankfiliale errichtet werden können.

Im östlichen Bereich sollte parallel zum neuen VHS- und Musikschulzentrum ein Haus mit Wohnungen und Büros entstehen, im Süden ebenfalls. Entlang der Föhringer Allee planten die Eigentümer ein Hotel mit Biergarten; zwischen den Gebäuden waren autofreie, parkähnliche Grünflächen angedacht. Die 280 Stellplätze wären dem Entwurf zufolge in einer zweistöckigen Tiefgarage untergebracht worden.

Während Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer und die zwei Gemeinderatsmitglieder seiner Parteifreien Wählerschaft (PWU) die Planungen als "gut für Unterföhring" bezeichneten, taten sich die Vertreter der anderen Fraktionen schwer mit dem Projekt. Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) lobte zwar die Qualität des Entwurfes, den Vaitl-Gloo präsentierte, machte sich aber für eine weitere "Überarbeitungsschleife" stark.

Ihren Worten zufolge ist es nötig, die Pläne der Gemeinde und jene des Eigentümers in diesem Bereich der künftigen Ortsmitte abzustimmen - mit dem Ziel, "dass ein schlüssiges Ganzes" entstehen kann. Man solle den nächsten Entwicklungsschritt gemeinsam gehen, warb sie für einen Aufschub.

Zwischen Bahnhof und Föhringer Allee soll auf einer Fläche von 37 000 Quadratmetern, die früher von einer Holzhandelsfirma genutzt wurde, das neue Zentrum Unterföhrings entstehen. Knapp die Hälfte des Grundstücks hat die Gemeinde 2010 kaufen können und 2015 einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt mit einem Realisierungsteil für das eigene Gelände und einem sogenannten Ideenteil für das in Privatbesitz befindliche Areal.

Mittlerweile ist das Gebäude für Volkshoch- und Musikschule fertig, mittelfristig sollen laut Bebauungsplan Rathaus, Geschäfte, Praxen und ein Lokal folgen. Das alles beißt sich allerdings mit den Ideen, die Vaitl-Gloo auf seinem Grund verwirklichen wollte.

SPD und Grüne unterstützten Mäusels Vorschlag. Der Verwaltungsvorschlag wurde dahingehend geändert, dass der Bauausschuss der formlosen Anfrage dem Grunde nach zustimmt, zuvor allerdings Stellungnahmen des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum und der Wettbewerbsgewinner, den Architekten und Stadtplanern Hirner & Riehl einholen möchte.

Für Vaitl-Gloo spielt das keine Rolle mehr: Seine Pläne wandern in die Schublade. Eine Chance aber gebe es noch, sagt er, und zwar in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause. "Wenn unsere formlose Anfrage da auf der Tagesordnung steht, können wir noch einmal reden."

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Quelle:
SZ vom 27.06.2019
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