Süddeutsche Zeitung

Erfindungen:Ellbogeneinsatz

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Florian Engstler von der Bundesuniversität in Neubiberg hat per 3-D-Druck speziell für Corona-Zeiten einen Türöffner entwickelt.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Hände waschen, in die Armbeuge niesen, Abstand halten. All das hilft, um die Infektionsgefahr mit dem Coronavirus möglichst gering zu halten. Nur, was nutzt das, wenn man mit der Hand die Türklinke drückt und da möglicherweise die Krankheitserreger sitzen? Florian Engstler und seine Mitarbeiter vom Institut für Konstruktions- und Produktionstechnik an der Bundeswehruniversität in Neubiberg schaffen Abhilfe. Der Professor und sein Team haben per 3-D-Druck Türöffner entwickelt, die sich mit dem Arm bedienen lassen.

An einigen Türen an der Universität, etwa an verschiedenen Laboreingängen und Toilettenzugängen, sind die orangefarbenen Kunststoffaufsätze bereits im Einsatz. "An der Tür zu meinem Büro natürlich auch", sagt Engstler und lacht. Die Wissenschaftler haben bisher drei Modelle entworfen. "Wir wollten verschiedene Formen für die verschiedenen Türgriffe", sagt der Professor. Für Türen, die man ziehen und schieben muss, gibt es schalenartige Aufsätze, in die man den Unterarm legen und auf diese Weise die Tür leicht steuern kann. Das Team hat ebenso für vertikale Stangen einen Griff entworfen, der von der Form her an ein L erinnert. Das dritte Modell eignet sich für den Einsatz an Türen, die man nur aufdrückt, die aber von selbst zufallen.

Die Montage erscheint unkompliziert

Auch andere Anbieter haben schon solche Türgriffe entwickelt. Vorteil der Designs der Wissenschaftler an der Bundeswehruniversität: "Die Modelle sind so konstruiert, das man sie ohne großen Aufwand an andere Türgriffe anpassen kann", sagt Engstler, also etwa den Durchmesser verändern. Auch habe er bei den bisher verfügbaren Designs noch kein Modell gefunden, das an einer vertikalen Stange montiert werden könne. Die einfache Handhabe sticht bei den Ellbogen-Griffen von der Bundeswehruniversität insgesamt hervor. Auch die Montage erscheint unkompliziert. Sie funktioniert mit vier Muttern und vier Schrauben. Zudem ist das Material - das gleiche, aus dem Legosteine bestehen - laut Engstler robust genug, um es mit Flächendesinfektionsmittel zu reinigen.

Wer selbst einen 3-D-Drucker hat, kann den Türöffner jederzeit nachdrucken. Denn das Design der Neubiberger Wissenschaftler ist über die Plattform thingiverse.com frei verfügbar (suchen über "door", "opener", "unibw").

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Quelle:
SZ vom 19.06.2020
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