Süddeutsche Zeitung

Übung in Unterföhring:Katastrophenszenario im S-Bahn-Tunnel

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Bei einer Übung von 135 Feuerwehrlern und 85 Helfern der Rettungsdienste zeigt sich, wie groß der personelle Aufwand im Fall eines Unglücks ist.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Sollte jemals ein voll besetzter S-Bahn-Zug im Unterföhringer Tunnel stecken bleiben, müssen die Einsatzkräfte nicht nur die örtlichen Gegebenheiten bestmöglich kennen, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Helfern muss funktionieren.

Das sagt Michael Spitzweg, der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Unterföhring. Unter der Federführung der Retter aus der Mediengemeinde hat am vergangenen Wochenende eine nächtliche Großübung im dortigen S-Bahn-Tunnel stattgefunden. Geprobt wurde an einem Kurzzug, den die DB Regio AG zur Verfügung gestellt hatte.

Mit sechs Nebelmaschinen wurde der Tunnel verraucht

Mehr als 400 Frauen und Männer haben an der Übung teilgenommen, darunter 110 Freiwillige aus ganz Bayern, die für die Darstellung von Verletzten und Passagieren bereits im Dezember über Facebook und Radio rekrutiert wurden. Teilweise dramatisch geschminkt, füllten sie ihre Rollen möglichst realitätsnah aus, wie Spitzweg berichtet. Mit sechs Nebelmaschinen wurde der Tunnel "verraucht", nachdem um 1.20 Uhr die letzte S-Bahn vom Flughafen kommend die Unterföhringer Einsatzstelle passiert hatte und der Strom abgeschaltet worden war.

Folgendes Szenario: Ein Mitarbeiter ist im S-Bahn-Tunnel mit der Revision am Gleis beschäftigt. Als er seine Handschleifmaschine mit Benzin befüllt, rinnt ein Teil des Kraftstoffs auf den heißen Motor und es kommt zu einer Verpuffung - das aus dem Kanister laufende Benzin fängt Feuer, der Tunnel ist innerhalb kürzester Zeit stark verraucht. Bei dem Unfall werden zwei Mitarbeiter schwer verletzt, können sich selbst nicht mehr retten und auch von ihren Kollegen nicht mehr geborgen werden.

135 Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren waren gefordert

Diese setzen einen Notruf ab, eine einfahrende S-Bahn wird wegen der Rauchentwicklung zur Notbremsung gezwungen. Nur ein Teil der Fahrgäste kann fliehen. Und hier begann in der Übung für die mehr als 135 Einsatzkräfte der Wehren von Unterföhring, Ismaning, Oberföhring und Freimann sowie den Kollegen der Berufsfeuerwehr München und der Kreisbrandinspektion die Arbeit. Zur Versorgung der "Verletzten" waren 85 Helfer der Münchner Krankentransporte, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfallhilfe, des Malteser Hilfsdienstes und der Aicher Ambulanz Union zur Stelle.

Nach mehr als zwei Stunden war die Übung im Tunnel und am Bahnhof beendet - und lieferte den Helfern "wertvolle Erkenntnisse", wie der Unterföhringer Kommandant Spitzweg sagt. Ein Tunnel-Unglück müsse immer "groß gefahren" werden, will heißen: Feuerwehren und Rettungskräfte müssen in beträchtlicher Anzahl ausrücken, um Schlimmeres zu verhindern. Die Teilnehmer der Übung waren allesamt zufrieden und gönnten sich nach einer spannenden Nacht ein gemeinsames Frühstück.

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Quelle:
SZ vom 02.02.2016
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