Süddeutsche Zeitung

Turnen:Ein Handtuch für den Weltmeister

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Lukas Dauser feiert seine Barren-Goldmedaille mit einem Besuch beim Heimatverein Unterhaching und bekommt ein Präsent vom Bürgermeister.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Als die Weltmeister-Übung von Lukas Dauser über die eigens aufgebaute Leinwand flimmert, fiebern die Kids mit, als würde Dauser gerade live am Barren turnen. Es sind vor allem einige kleine Aikido-Kämpfer, die bei jeder Schwierigkeit im Vortrag des 30 Jahre alten Athleten ächzen, als wären sie selbst gerade am Gerät zugange. Und die dann nach dem perfekt gestandenen Abgang jubeln, als hätte Dauser seine Goldmedaille just in diesem Moment errungen.

Dabei hat der gebürtige Glonner den Titel bereits im Oktober in Antwerpen gewonnen - er wurde dort erster deutscher Turn-Weltmeister seit 2007. Dass sein Heimatverein TSV Unterhaching ihn erst an diesem Montagabend mit einem Empfang in der Sportarena am Utzweg ehrt, liege vor allem am Programm der letzten fünf Wochen, sagt Dauser: Der Sportsoldat hatte einen Bundeswehr-Lehrgang zu absolvieren, war Gast in verschiedenen Fernsehsendungen wie "Quizduell" und "Klein gegen Groß", trainierte dennoch täglich und hatte auch noch ein paar Wettkämpfe zu absolvieren.

Aber jetzt wurde es höchste Zeit, dass sich der Champion in der Heimat präsentierte: Gut 120 Freunde, Fans und Vereinsmitglieder sind gekommen, um zu hören, wie es dem Vorzeigesportler bei der WM ergangen ist, viele Nachwuchsturner holen sich hernach noch ein Autogramm oder machen ein Selfie mit dem prächtig gelaunten Weltmeister. Er bekommt ein nagelneues Trainingstrikot des TSV überreicht und darf sich ins Goldene Buch der Gemeinde eintragen. Bürgermeister Wolfgang Panzer bringt ihm ein Unterhaching-Handtuch mit - "kann man nicht kaufen, nur geschenkt bekommen", sagt der Rathauschef. Und auch Kurt Szillier ist da, der langjährige Stützpunkttrainer, der Dausers Talent früh gefördert hatte und Dausers Gold-Kür "angespannt wie noch nie" vor dem Fernseher verfolgte.

Der Held selbst bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. "Es ist eine wunderschöne Sache, heimzukommen", sagte Dauser. "Hier fühlt es sich so gewohnt an, das gibt Kraft und deshalb nutze ich jetzt ein paar Tage zum Durchschnaufen." Die Saison sei extrem anstrengend gewesen, vor allem wegen der schweren Schulterverletzung im vergangenen Winter, wegen der er die Europameisterschaft im April verpasst hat. "Die gesamte WM-Übung konnte ich erst sechs Wochen vor dem Wettkampf voll durchturnen, es war wirklich arschknapp."

Für das nächste Jahr ist Olympia in Paris natürlich das große Ziel, auch dort soll es Gold werden. Silber hat er ja bereits bei den Spielen 2021 in Tokio geholt, und wie er selbst sagt: "Genau genommen ist der Zweite der erste Verlierer."

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