Süddeutsche Zeitung

Stadtplanung:Taufkirchen will nicht ganz so hoch hinaus

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Der ursprünglich mit 58 Meter Höhe geplante Büroturm am Bahnhof soll möglicherweise noch etwas gestutzt werden.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Eine Hochhaus-Debatte, wie sie die Stadt München derzeit in Neuauflage erlebt, ist in Taufkirchen eher nicht zu erwarten. Und doch war es vor allem der 58 Meter hohe Büroturm, der bei der Präsentation der Pläne für das sogenannte "Quartier am Bahnhof" im Frühjahr Diskussionen provoziert hat. Auch bei der Bürgerinfoveranstaltung gab es neben Lob für so ein Hochhaus am Bahnhofsplatz, idealerweise mit Panorama-Café auf der Dachterrasse, reichlich Kritik. Unter anderem darauf habe das Büro Steidle Architekten reagiert, erläuterte Christian Hörmann vom Projektsteuerer, der Firma Cima, bei der Vorstellung der überarbeiteten Pläne im Gemeinderat. So soll sich der Büroturm in seinen Ausmaßen nun an den bestehenden Hochhäusern westlich des Lindenrings orientieren. Zudem empfehle das Büro eine Blickfeldstudie, um die verträgliche Höhe an dem Standort zu prüfen, so Hörmann.

Der Cima-Geschäftsführer und Jürgen Huber vom Büro Landschaftsarchitekten Grabner Huber Lipp stellten dem Gemeinderat vor, welche Anregungen aus der Bürgerschaft und vonseiten des Bewertungsgremiums in der überarbeiteten Planung berücksichtigt wurden. Der vorliegende Entwurf für das zwölf Hektar große Areal zwischen Eschenstraße, Bahngleisen, Lindenring und Waldstraße - inklusive der verwaisten Lindenpassage - sei jedoch noch kein abschließendes Ergebnis, betonte Hörmann. Vielmehr werde die Gemeinde nun diverse Gutachten beauftragen - etwa zu Lärm, Verkehr, Nahversorgung und mikroklimatischen Auswirkungen. Deren Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen, sagte Hörmann. Danach könne die Gemeinde ins Bebauungsplanverfahren einsteigen.

Um das Gebiet im Anschluss in ein "attraktives und lebendiges Quartier" zu verwandeln, wie es die Planer vorhaben, bedarf es freilich der Mithilfe der beiden großen Grundstücksbesitzer in dem Bereich: zum einen die Firma Rock Capital, der neben Flächen in Bahnhofsnähe auch die Eschen- und Lindenpassage gehören; zum anderen die Bäckerei- und Konditoreigenossenschaft Bäko München Altbayern und Schwaben, die im Norden des Areals ihr Betriebsgelände hat. Gemeinsam mit diesen zwei Investoren wird die Gemeinde auch die Frage beantworten müssen, wie sie das Verhältnis von Gewerbe- zu Wohnflächen im neuen Quartier festlegt. Im ersten Entwurf war hier von 35 Prozent Wohnen und 65 Prozent Gewerbe die Rede. Dies würde zu einem deutlichen Bevölkerungsanstieg in der Gegend führen, die aktuell ein reines Gewerbegebiet ist. Daher gaben mehrere Bürger bei der Infoveranstaltung zu bedenken, dass im Zuge der Entwicklung neue Kindertagesstätten und Schulen entstehen oder ausgebaut werden müssten. Auch hier soll nun ein Gutachten den künftigen Bedarf an sozialer Infrastruktur ermitteln.

Ein weiterer Kritikpunkt aus der Bürgerschaft betraf die Verbindung des neuen Quartiers über die Bahngleise hinweg. Gerade mit Blick auf eine mögliche Bebauung der Kegelfelder und der geplanten Umgestaltung des Areals nördlich des Bahnhofs müsse die bestehende Unterführung ausgebaut und barrierefrei gestaltet werden, sagte Christian Hörmann. Darüber hinaus werde die Möglichkeit einer zusätzlichen Fußgängerbrücke über die Bahnstrecke geprüft - auch das war ein Wunsch aus der Bürgerinfoveranstaltung. Als "zentrales Thema" bei der Planung des neuen Quartiers bezeichnete Jürgen Huber die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes. "Momentan steigt man dort an einem Parkplatz aus", sagte der Landschaftsarchitekt. "Zukünftig soll man mitten in der Stadt ankommen." Hierzu soll dort ein weitläufiger Platz mit viel Grün entstehen, mit Caféterrassen sowie Geschäften in den Erdgeschossen der umliegenden Gebäude. Und mit einem Büroturm als "deutlich erkennbaren Hochpunkt", dessen konkrete Höhe sicher noch viel Gesprächsstoff in Taufkirchen bieten wird.

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