Süddeutsche Zeitung

Städtebau:Nächster Halt: Weinlokal

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Die historischen Bahnhofsgebäude in Taufkirchen sollen Zug um Zug saniert und mit Leben erfüllt werden. Wenn die Zuschüsse dafür wie erhofft fließen, soll es im kommenden Jahr losgehen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Zu seinem 125. Geburtstag soll der S-Bahnhof Taufkirchen auf der östlichen Seite eine dringend nötige Schönheitsoperation erhalten. Die Gemeinde will im kommenden Jahr zunächst die zwei Nebengebäude renovieren, die sich zu beiden Seiten der Radabstellanlage befinden. Im Anschluss werde man sich das denkmalgeschützte Empfangsgebäude vornehmen, erläuterte Josef Anglhuber vom Architekturbüro Aris bei der Vorstellung der Pläne im Gemeinderat. Der Blankziegelbau wurde 1898 errichtet, als die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen den Bahnhof als Haltestelle für die Lokalbahn von München-Ost nach Deisenhofen in Betrieb nahmen. Heute ist das 2008 von der Gemeinde erworbene Gebäude sichtlich renovierungsbedürftig - entsprechend teuer wird die Sanierung. Eine erste Schätzung kommt laut Anglhuber auf Gesamtkosten in Höhe von 5,5 Millionen Euro.

Die Gemeinde erhofft sich hier jedoch einen Zuschuss in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Kosten durch das Städtebauförderprogramm Soziale Stadt. Sollte dieser wie erhofft bewilligt oder in Aussicht gestellt werden, könnte es 2023 mit der Sanierung der Nebengebäude losgehen, sagte der Architekt. Das nördliche der beiden Bauwerke soll nach den Vorstellungen der Gemeinde "eine Art Tagescafé oder Weinlokal" werden, wie Bauamtsleiter Stefan Beer sagte, "damit man dort auch in den Abendstunden etwas anbieten kann". Zugleich wird das Gebäude laut Anglhuber aber auch als Zugang zum Bahnsteig sowie als Aufenthaltsraum für die Wartenden dienen.

Im südlichen Nebengebäude sind derweil eine öffentliche Toilette und ein Lagerraum vorgesehen. In diesen Bau soll mittelfristig ein Obst- und Gemüsehändler einziehen, "der das Angebot der Bahnhofsgaststätte ergänzt und ihr nicht Konkurrenz macht", so der Architekt. Nach der Sanierung wird das Gebäude aber erst einmal als Ausweichquartier für das Café Imbiss dienen, das aktuell im Empfangsgebäude beheimatet ist. Schließlich soll dieses im Anschluss an die Nebengebäude renoviert werden. Das Ziel: Neben der Gaststätte im Erdgeschoss sollen in den oberen Stockwerken Räumlichkeiten für Vereine und Veranstaltungen oder soziale Nutzungen entstehen.

Auch der Vorplatz wird umgestaltet

Die geplante Bahnhofssanierung umfasst jedoch nicht nur die drei Gebäude, sondern auch den zurzeit alles andere als attraktiven Vorplatz. Er soll parallel zur Renovierung der Nebengebäude im ersten Bauabschnitt neu angelegt werden. Unter anderem sehen die Pläne eine begrünte Aufenthaltsfläche mit Sitzgelegenheiten vor den Radabstellanlagen vor, wofür gut ein Dutzend Parkplätze weichen müsste. Peter Hofbauer (Freie Wähler) äußerte die Befürchtung, dass sich dadurch "der Parkdruck nach Osten verlagert". Er schlug vor, an der betreffenden Stelle vielmehr Abstellplätze für Lastenräder zu schaffen. Derweil betonte Gabriele Zaglauer-Swoboda (Grüne): "Meine Sorge gilt dem Bus. Man braucht an dieser Stelle zwingend eine barrierefreie Bushaltestelle."

Allzu tief stiegen die Gemeinderäte jedoch nicht in die Diskussion um den Vorplatz ein. Vielmehr beschlossen sie, dass nun die Fachplaner für die Gebäude und vor allem für die Freiflächengestaltung beauftragt werden. Hier gelte es, die künftige Entwicklung östlich der Bahngleise zu berücksichtigen, mahnte Paul Haberl (CSU). Schließlich befinden sich südlich des Bahnhofs die Kegelfelder, die über eine neue Straße erschlossen werden sollen. Und auch im Norden sind Veränderungen geplant, nachdem die bislang dort ansässige Firma Frieser inzwischen in ihr neues Betriebsgelände östlich der Tegernseer Landstraße umgezogen ist.

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