Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie "In den Startlöchern":Von oben herab

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Dem Kirchheimer Christian Zimmermann hilft seine Körpergröße beim Diskuswerfen.

Von Iris Hilberth, Kirchheim

Wenn große, schwere Männer auf dem Sportplatz plötzlich Gras ausrupfen und in die Luft werfen, zeugt das nicht von Übermut, sondern ergibt durchaus Sinn. Es ist nun mal die einfachste und schnellste Art festzustellen, wie es gerade um den Wind bestellt ist. "Wenn Rückenwind herrscht, muss man hoch werfen, bei Gegenwind flach. Gegenwind ist besser", sagt Christian Zimmermann, Diskuswerfer beim Kirchheimer SC. Die linsenförmige Wurfscheibe - schon seit der Antike ein beliebtes Sportgerät - reagiert äußerst empfindlich auf den Luftzug, und schnell schwinden die Medaillenträume dahin, wenn der Wind von der falschen Seite weht. Zimmermann galt seit dem Schüleralter als große Wurftalent in seinem Verein, keiner hat den Schlagball weiter geworfen, nie war er unter 50 Metern geblieben.

Als er mit dem Diskuswerfen begann, wog die Scheibe altersgemäß noch 750 Gramm, jetzt mit 23 Jahren gerade noch Juniorenklasse, muss er den zwei Kilo schwere Männer-Diskus über den Rasen fliegen lassen, der auch deutlich größer ist. Doch der Durchmesser der Scheiben war für Zimmermann nie ein Problem, er lacht, als er seine Hände zum Beweis herzeigt. Der Kirchheimer ist 2,13 Meter groß, entsprechend komfortabel ist die Spannweite seiner Finger. Da braucht er nicht einmal Magnesia, um das Ding richtig zu packen. 55,67 Meter weit hat er den Diskus bereits geworfen.

Inzwischen merkt Zimmermann, welchen Vorteil seine Körpergröße hat, wie gut es sein kann, von weiter oben und mit längeren Armen zu werfen. So lange er noch jedes Jahr zehn Zentimeter größer wurde, war das eher ein Problem. "Ich musste für jede Saison die Bewegungsabläufe wieder neu lernen, es hat nichts mehr gestimmt", sagt er. Diskuswerfen ist für den großen Mann aus Kirchheim spätestens seit diesem Jahr allerdings zweitrangig geworden: Im Kugelstoßen hat er ein so gewaltiges Ding rausgehauen, dass er mit 18,61 Metern die Bundeskadernorm schaffte.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2016
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