Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:Wenn ein Kinderschreibtisch Luxus ist

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Die siebenköpfige Familie von Berhane und Almas lebt endlich vereint in Taufkirchen. Doch weil eine Tochter schwerbehindert ist, kommt der sechsjährige Sohn bisher zu kurz.

Von Sophia Coper, Taufkirchen

Berhane kommt nicht pünktlich, sondern zehn Minuten zu früh. Wer den eng getakteten Terminplan auf seinem Smartphone sieht, versteht auch wieso. Der fünffache Familienvater, der in der Zeitung lieber nur mit dem Vornamen genannt werden möchte, hat so viel zu koordinieren, dass für Zuspätkommen einfach keine Zeit ist.

Ursprünglich aus Eritrea, lernten sich Berhane und seine Partnerin Almas im Sudan kennen, einer von zahlreichen Zwischenstopps auf der Flucht aus einem Leben, das von Hunger und Armut bestimmt war. Mitunter als "Nordkorea Afrikas" bezeichnet, gilt Eritrea als repressive Diktatur. Laut Amnesty International ist der unbefristete Wehrdienst mit Zwangsarbeit vergleichbar. Auch Berhane floh damals vor der militärischen Situation: "Ich konnte und wollte kein Soldat mehr sein", erzählt er zehn Jahre später in Taufkirchen.

2016 kam der heute 42-Jährige in der Stadt München an, Partnerin Almas lebte zu dem Zeitpunkt bereits im Landkreis München. Auf dem Weg nach Europa waren die beiden getrennt worden, hatten jedoch stets telefonisch Kontakt zueinander gehalten. Noch heute ist ihre Beziehung alles andere als selbstverständlich, denn aufgrund amtlicher Vorgaben und ungeklärter Aufenthaltstitel durfte das Paar bislang nicht zusammenziehen - seine wachsende Familie konnte Berhane über all die Jahre nur besuchen.

Fünf Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren haben die beiden mittlerweile, stolz zeigt der Eritreer Bilder auf seinem Smartphone. Während der älteste Sohn seit August in Unterhaching zur Schule geht, ist bei der fünfjährigen Tochter gewiss, dass sie ihr Leben lang auf Unterstützung angewiesen sein wird. Seit frühester Kindheit ist diese mehrfach schwerbehindert. Statt Krabbelgruppe und Kindergarten reihen sich Arzttermine und Krankenhausaufenthalte aneinander, sie wird nie richtig sehen, reden oder laufen können.

Seit August dieses Jahres besitzt Berhane einen befristeten Aufenthaltstitel und somit zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Deutschland vor sieben Jahren die Möglichkeit, zu seiner Familie nach Taufkirchen zu ziehen. Almas und die fünf Kinder leben dort in einer 83 Quadratmeter großen Wohnung. "Das ist keine langfristige Lösung", räumt Berhane ein, spätestens wenn der Reha-Buggy der Tochter durch einen Rollstuhl ersetzt wird, müssten sie umziehen. Fürs Erste falle jedoch eine Last von seinen Schultern, abends nicht mehr in die Stadt fahren zu müssen.

Mit einer großen Familie auf wenig Wohnfläche fällt es schwer, zur Ruhe zu kommen. Um ihrem frisch eingeschulten Sohn dennoch einen Ort bieten zu können, an dem dieser konzentriert seine Hausaufgaben machen kann, wünschen sich Berhane und Almas einen Kinderschreibtisch. Bei einem Neugeborenen, zwei Kleinkindern und einer schwerbehinderten Tochter sei es schwierig, dem Erstklässler immer gerecht zu werden. Umso mehr wollen die Eltern dem Sechsjährigen eine Freude machen. Hier will der SZ-Adventskalender helfen.

Im Verlauf des Gesprächs wird immer wieder deutlich, wie engagiert sich der Vater um seine Kinder kümmert. Mit dem Fahrrad fährt er die auf drei Gemeinden verteilten Betreuungseinrichtungen und Schulen ab, sammelt den Nachwuchs im Anhänger ein und setzt ihn zu Hause ab. Um den Überblick zu behalten, hat er alle Termine auf seinem Handy vermerkt. Nach dem Treffen muss er pünktlich wieder los. Seinen Sohn von der Schule abholen.

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