Süddeutsche Zeitung

Schulschach:Garchinger Eröffnung

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Buben und Mädchen der Grundschule West werden bayerische Schachmeister und kämpfen jetzt um den deutschen Titel.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die bayerischen Meister im Schulschach als "alte Hasen" zu bezeichnen, wäre schon angesichts des Alters unpassend. Denn die vier - Denis Werner, Maik Piffczyk, Katja Frowein und Liana Muhina - besuchen die Grundschule Garching West. Aber zu behaupten, die Dritt- und Viertklässler hätten schon einige Routine, ist dennoch nicht verkehrt. Bei den meisten begann die Schachkarriere bereits in der ersten Klasse. Die Grundschule West, die sich auch offiziell Schachschule nennen darf, hat ihrem Namen alle Ehre gemacht. Auch das Mädchenteam mit Alina Muhina, Mona Heidl, Aditi Anaparthi und Claudia Piffczyk holte dieser Tage den bayerischen Meistertitel.

Die Erwartungen waren nicht gerade gering, als die Schachspieler zur Meisterschaft nach Bindlach bei Bayreuth aufbrachen. Schließlich galt es, den Meistertitel vom Vorjahr zu verteidigen. Einige waren schon am Vortag losgefahren und hatten dort übernachtet, "damit die Kinder ausgeschlafen sind", wie Helge Frowein berichtet. Frowein ist ein wichtiger Mann hinter dem Garchinger Erfolgsmodell. Er ist Jugendleiter im Schachclub Garching, zugleich betreut er die Kinder der ersten beiden Klassen an der Grundschule. Drei Stunden in der Woche dreht sich alles ums Schachbrett, aber die Kinder können auch jederzeit in ihren Freizeiten spielen. Finden sie Gefallen an dem Sport, führen sie ihr Training fort im Verein und für besondere Talente organisiert dieser auch noch Privattraining.

Die Kinder lernen auch, mal zu verlieren

Das Modell hat Vorteile für alle Beteiligten. Schulleiterin Susanne Norkauer hatte das Schachengagement vor etwa fünf Jahren in Garching initiiert. Für sie gehört das spielerische Lernen dazu, und der Teamgeist wird gefördert. Auch lernen die Kinder, mal zu verlieren.

In Blindlach war das nicht nötig. Dort verteidigten die Kinder ihren Titel ohne große Schwierigkeiten. Zwar kamen die schwersten Gegner erst zum Schluss, aber die Vier blieben konzentriert und zeigten nur gegen die Mannschaft von Zusamaltheim eine kleine Schwäche, entschieden die Partien aber doch mit 2,5 : 1,5 für sich. "Alle andere haben sie deutlich gewonnen, fünfmal mit dem Höchstergebnis", freut sich Betreuer Frowein. Besonders gefreut hat er sich über den Erfolg der Mädchen, die in der offenen Meisterschaft angetreten waren. "Das war doch überraschend." Als nächstes dürfen die Kinder im Mai zur Deutschen Meisterschaft in Friedrichroda antreten. Im vergangenen Jahr kam dabei Platz 17 heraus.

Vorher wird gefeiert. Edeltraud Feirer, die Susanne Norkauer während des Mutterschaftsurlaubs als Schulleiterin vertritt, ist "sehr stolz" auf ihre Schachspieler. Bei einer Schulversammlung an diesem Dienstag überreicht sie den Siegern ihre Pokale. Wer weiß: Vielleicht findet eine der nächsten Meisterschaften in Garching statt. Frowein hat Interesse schon mal angemeldet. "Aber dann müssten wir einen Veranstaltungsort haben für 500 Schüler plus Begleiter und Eltern."

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Quelle:
SZ vom 28.03.2017
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