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Schildenstein: Schülerin im Koma:Bergunfall weiter rätselhaft

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Fremdverschulden ist ausgeschlossen: Die Polizei rätselt jedoch weiter über den Sturz der 15-jährigen Münchnerin am Schildenstein. Die Schülerin liegt im Koma.

H. Effern und S. Wimmer

Das 15-jährige Mädchen aus Allach, das Wanderer am Mittwochmittag schwer verletzt am Schildenstein (Wildbad Kreuth) gefunden haben, ist ohne Fremdverschulden abgestürzt. "Wir gehen zu 99 Prozent von einem Sturz aus. Es gibt keinen Hinweis auf eine andere Person", sagte ein Polizeisprecher aus Bad Wiessee. Die Schülerin befinde sich nicht mehr in Lebensgefahr, werde aber wohl noch bis Mitte nächster Woche im künstlichen Koma gehalten.

Der Bergunfall stellt die Polizei vor einige Rätsel. Zwei Wanderer fanden das Mädchen unterhalb des Gipfels in Kauerstellung. Ihren Rucksack hatte sie ganz oben am Schildenstein zurückgelassen. Sie sei nur müde, brauche keine Hilfe, sagte sie zu zwei Bergsteigern, die sie blutend antrafen. Gegen ihren Willen führten sie die Schülerin bis zu einem Sattel hinab, von dort brachte sie der Rettungshubschrauber ins Unfallklinikum nach Murnau. Neben schweren Kopfverletzungen waren Wirbel angeknackst und ein Fersenbein gebrochen.

Warum sie am Tag zuvor alleine von München mit dem Bus und der Bayerischen Oberlandbahn nach Wildbad Kreuth zum Bergsteigen gefahren ist, weiß nur sie selbst. Sie konnte am Berg nur noch ihren Namen und die Aufstiegsroute über die Königsalm nennen und ist seitdem nicht mehr ansprechbar. Zwischen dem Gipfel und dem Ort, an dem sie gefunden wurde, befindet sich eine etwa sieben Meter hohe felsige Steilstufe, die zu durchsteigen ist. Die Bergwacht fand aber keine Spuren, aus denen zu erkennen war, dass sie dort hinabgestürzt ist. Ebenso unklar ist, wo sich das Mädchen zwischen ihrer Ankunft in Kreuth am Dienstagnachmittag und ihrer Rettung 20 Stunden später aufgehalten hat.

Wie der Münchner Polizeisprecher Markus Dengler erklärte, sei das Mädchen am Dienstag gegen 10 Uhr zuletzt von ihren Eltern gesehen worden. Die 15-Jährige hatte an diesem Tag schulfrei. Erst als die Tochter am späten Abend nicht nach Hause kam, alarmierten die Eltern die Polizei. Mit Streifenwagen, Hunden und Hubschrauber suchten die Beamten nach der 15-Jährigen. Die Polizei kontaktierte Freunde und Bekannte des Mädchens, doch niemand wusste, wo sie war. "Warum sie in die Berge gefahren ist und was sie dort wollte, ist völlig unklar", sagte Dengler. Das Mädchen stamme aus einem geordneten Elternhaus, sei noch nie weggelaufen, gelte als zuverlässig und sei ein gute Schülerin.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2010
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