Süddeutsche Zeitung

Sauerlach:Die Oberschule ist gerettet

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Nach monatelanger Kontroverse finden die Sauerlacher Parteien eine Lösung für die Standortfrage: Das Gymnasium entsteht im Osten der Gemeinde - und die Wohnbebauung fällt nach Gesprächen mit dem Investor deutlich geringer aus.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Wäre der Mehrzweckraum in der Sporthalle am Otterloher Feld die Sixtinische Kapelle, hätten die Sauerlacher am Dienstagabend wohl weißen Rauch aufsteigen sehen. Nach quälend langen Diskussionen, oft auch ähnlich einem Konklave hinter verschlossenen Türen, hat der Sauerlacher Gemeinderat eine Entscheidung getroffen, die den Ort auf Jahrzehnte hinaus wird prägen können: Das neue Gymnasium, das 17. staatliche im Landkreis München, wird im neuen Ortsteil Sauerlach-Ost nördlich der Hofoldinger Straße entstehen, und nicht, wie zuletzt von Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) favorisiert, am nördlichen Ortseingang am Otterloher Feld. Damit wird auch der Weg frei für Wohnbebauung in dem neuen Viertel, allerdings - was maßgeblich entscheidend war - in deutlich reduzierterer Form als zu Beginn der Planungen durch den Investor angedacht.

Noch vor wenigen Wochen hatte CSU-Gemeinderat Markus Hoffmann der Rathauschefin vorgeworfen, das Projekt Gymnasium grundsätzlich zu gefährden, weil Bogner vor wenigen Monaten Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer am Otterloher Feld aufgenommen hatte. Aus Sicht der CSU-Fraktion stellte die Bürgermeisterin damit die bereits weit gediehenen Pläne für die Entwicklung des neuen Ortsteils Sauerlach-Ost bewusst infrage. Bogner ihrerseits hatte stets massive Bedenken wegen der Pläne des Investors geäußert, die eine neue Wohnbebauung für mehr als 1000 Menschen zum Ziel hatten; ein Zuzug in dieser Form würde den Hauptort Sauerlach mit seinen gerade einmal 6000 Einwohnern überfordern, so die Befürchtungen der Bürgermeisterin.

Nun haben die politischen Kräfte, die in den vergangenen Monaten oft unerbittlich um die Standortfrage für das Gymnasium gestritten haben, gemeinsam in Gesprächen mit dem Investor eine tragfähige Lösung gefunden - und den Alternativstandort im nördlichen Gemeindeteil begraben. Bogner berichtete in der entscheidenden Gemeinderatssitzung am Dienstagabend von Gesprächsrunden, die den Durchbruch gebracht hatten: So wird der Grundstückseigentümer das für das Gymnasium benötigte Areal einbringen, die Gemeinde will es langfristig kaufen. Dort wird die drei- bis vierzügige Schule entstehen, ebenso auf dem Gelände eine Kindertagesstätte, die auch Kinder von in Sauerlach zwar nicht ansässigen, aber dort beschäftigten Eltern besuchen dürfen. Es sollen ein Ärztezentrum entstehen, ein kleiner Dorfmittelpunkt mit Ladenflächen und im östlichen Teil Gewerbeflächen. Es werden Sportflächen samt Turnhalle gebaut, die auch vom SV Arget und vom TSV Sauerlach genutzt werden können.

Nur noch 400 Menschen sollen neu zuziehen

Und das Entscheidende: Die Wohnbebauung wird auf 120 bis 130 Einheiten, darunter Mehrfamilienhäuser, für nur noch 400 Bewohner begrenzt, wie vom Gemeinderat auch gewünscht. Die Realisierung soll auf einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren gestreckt werden.

"Es ist positiv, dass Klarheit geschaffen ist, und dass uns das Grundstück im Osten nichts kosten wird", sagte CSU-Chef Hoffmann nach der Abstimmung, die noch einmal aufzeigte, dass selbst in der Frage, ob Sauerlach überhaupt ein Gymnasium bekommen soll, nach wie vor keine Einigkeit herrscht. Gefragt, ob die Planungen für das Gymnasium überhaupt weitergeführt werden sollen, sprachen sich Robert Lechner (CSU), Michaela Haas, Axel Horn (beide Grüne) und Willi Berthold (UBV) dagegen aus. Auch bei der Abstimmung über den Standort Sauerlach-Ost zeigte sich eine gewisse Zerissenheit innerhalb des Gremiums: 13 Gemeinderäte inklusive Bürgermeisterin Bogner stimmten für das neue Viertel, acht dagegen.

Die Planungen für die neue Schule wird die Gemeinde nun mit Vehemenz vorantreiben müssen. Schon zum Schuljahr 2025/26 sollen erste Vorläuferklassen das neue Gymnasium besuchen. Spätestens zum Schuljahr 2027/28 muss die dann in Sauerlach-Ost gebaute Schule "bezugsfertig" sein, wie es Bogner ausdrückt, damit die Gemeinde und der Landkreis noch in den Genuss der Förderung durch den Freistaat Bayern kommt, die dieser aufgrund der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums leisten muss. Dann kann wirklich weißer Rauch über Sauerlach aufsteigen.

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