Süddeutsche Zeitung

Restaurant:Buddha schaut beim Speisen zu

Lesezeit: 2 min

Der Vietnamese Ngoc Son Hoang hat in Grünwald das Lokal "Leoli" eröffnet. Hier kann der Gast sein Gericht selbst rollen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Leo heißt der Sohn von Ngoc Son Hoang, Ling seine Tochter. Sein Restaurant in Grünwald, das jetzt in die Räume des ehemaligen Cafés Fischer gezogen ist, heißt daher "Leoli". Dieser gelbe schlichte Schriftzug ersetzt seit Kurzem an der Außenfassade den vorherigen sehr bunten Namen "Positano". Aber nicht nur der Name, auch die Ausrichtung des Lokals hat sich komplett geändert.

Vieles wurde anders, Hoang will länger bleiben als sein Vorgänger. Das italienische Lokal war Anfang 2017 im ehemaligen Café Fischer eröffnet worden. Sein Inhaber Massimo Strollo hatte viel vor, wollte junges Publikum anlocken, eine Cocktailbar eröffnen, Fußballübertragungen anbieten. Davon wurde nicht viel realisiert, schon nach knapp einem Jahr machte das Lokal wieder zu, und das, obwohl Strollo das 1974 letztmals renovierte Lokal generalüberholt hatte. Trotzdem kamen ins "Positano" vor allem die alten Stammkunden und das im Sinne des Wortes. Die Senioren liebten Kaffee, Kuchen und Pasta und den Charme der Italiener. Das reichte aber offensichtlich nicht zum Überleben.

Die Räume hat auch Hoang wieder umgestaltet und dabei vor allem eine gute Idee für den großen toten Platz am Ende des lang gezogenen Raums gehabt: Hier laden jetzt entlang der Wand gemütliche Polstersitzbänke ein. In der Mitte kann man sogar eine kleine Hochzeit feiern, hier steht eine Tafel aus Massivholz für 20 Personen, original geliefert aus Vietnam ebenso wie die Stühle. "Für mich hat man einen guten Preis gemacht", sagt Hoang, der vorher vier Jahre lang ein "Leoli" in München betrieben hat.

Auch an den Wänden sind Holzstäbe angebracht, darunter sieht man allerdings die Silhouette einer Bergkette, über der (hölzerne) Wolken schweben. Das Licht über der Bergkette wechselt hin und wieder von bläulich auf Orangegelb. "Das soll ein Sonnenuntergang sein", sagt Hoang. Überhaupt soll man sich im "Leoli" wie im Urlaub fühlen, also so, als sitze man unter freiem Himmel.

Kleine Vordächer mit Dachziegeln über den kleineren Tischen lassen dieses Gefühl ebenfalls aufkommen. Zur Entspannung trägt auch die leise und meditative Musik bei, wie auch der Buddha, der über die Speisenden wacht. Echt vietnamesisch ist auch die Wandmalerei, die Bambusstäbe und exotische Vögel zeigt. Angefertigt wurde sie von einem Landsmann von Hoang, einem Freund, der im normalen Leben Architekt bei BMW ist. Dessen Hobby sei die Malerei. An der Wand hängt außerdem eine Original Metallplatte eines vietnamesischen Kesselgongs. Wo sich bei Trommeln die Membranen befinden, ist bei diesen Instrumenten eine Metallplatte, die meist verziert ist. Rund um eine stilisierte Sonne in der Mitte sind im "Leoli" Figuren aus dem Alltagsleben in Vietnam angebracht.

Natürlich kann man im "Leoli" auch speisen wie in Hanoi, woher der Inhaber und seine Familie stammen. "Wir benutzen keine Geschmacksverstärker", versichert Hoang. Die Gerichte haben so exotische Namen wie Bo Xao Can Toi, Bun Tom oder Ga nuoc Dua. Eine Spezialität des Hauses sind die Gerichte zum selber Rollen, etwa Tu Cuan Ga nuong oder Tu Cuon Vit. Dabei bekommt der Gast Reispapier, Reisnudeln, Salat, Gurken, Kräuter, Erdnüsse und verschiedene Dips.

Der Kellner mache das Rollen etwa eines Hähnchenbrustfilets mit Zitronengras zuerst einmal vor, so Hoang. "Dann kann der Gast seine eigene Fantasie spielen lassen", sagt der Wirt. Das Lokal ist bereits recht gut besucht, auch am Abend. Die Zeit voller Tische auf der schönen großen Sonnenterrasse, der Hoang einen Holzboden verpasst hatte, ist zwar fast vorbei, doch Hoang hofft nun auf einen goldenen Herbst.

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Quelle:
SZ vom 09.10.2019
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