Süddeutsche Zeitung

Kinderbuchautor in der Kritik:Pullach bricht mit Otfried Preußler

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Nach Lehrern und Schülern spricht sich auch der Gemeinderat mit großer Mehrheit für eine Umbenennung des Gymnasiums aus. Das letzte Wort hat der Zweckverband.

Von Lisa Marie Wimmer, Pullach

Bis Oktober 2013 war das Otfried-Preußler-Gymnasium noch das Staatliche Gymnasium Pullach. So soll die Schule über zehn Jahre später wieder heißen - zumindest wenn es nach der Schule sowie dem Gemeinderat geht. Nachdem die Schule wegen der NS-Vergangenheit ihres Namensgebers eine Rückbenennung beantragt hat, hat am Dienstagabend auch der Pullacher Gemeinderat mit 16 zu zwei Stimmen dafür votiert.

Das eindeutige Votum ist eine Weisung an die drei Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats im Zweckverband der Schule, in dessen Sitzung am 13. März für die Umbenennung des Gymnasiums zu stimmen. Zu diesen gehört auch CSU-Gemeinderätin Christine Eisenmann, die jedoch mit ihrem Parteikollegen Sebastian Westenthanner im Gemeinderat gegen die Rückbenennung gestimmt hat. "Meines Erachtens werden Behauptungen über Preußler in den Raum gestellt, ohne jegliche Belege oder Nachweise", erklärt Eisenmann ihr Votum.

"Seit elf Jahren gibt es sehr viele Pullacher, die den Namen nicht möchten, das ist meines Erachtens der wahre Grund für eine Rückbenennung", so die CSU-Gemeinderätin. "Man hätte deshalb nicht versuchen müssen, den Namen Preußler zu beschädigen." Auch wenn Eisenmann anderer Meinung ist als die große Mehrheit ihrer Gemeinderatskollegen, muss sie aufgrund der Weisung bei der entscheidenden Zweckverbandssitzung für die Umbenennung stimmen.

Holger Ptacek (SPD) befürwortet die Umbenennung: "Dass Preußler bis an sein Lebensende seine Begeisterung für eine mörderische Ideologie als Jugendlicher nie thematisiert hat, stellt seine Eignung als Vorbild für Gymnasiasten leider nur noch mehr infrage." Ptacek verwies auf die Debatte vor mehr als zehn Jahren: "Schon damals hat der Gemeinderat mit überwiegender Mehrheit gegen den Namen Otfried Preußler gestimmt, da der Name nicht zu einem Gymnasium passt und nichts mit Pullach zu tun hat." Diese Entscheidung jetzt umzudrehen, nachdem man Preußlers Leben im Nationalsozialismus kennt, sei gleichwohl "seltsam". Nach Ansicht Ptaceks sei es ja schließlich Aufgabe des Gymnasiums, sich kritisch mit der Historie sowie dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

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