Süddeutsche Zeitung

Bahnhof Pullach:Eine Wartehalle als Kultursaal

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Der Entwurf eines Architekturbüros sieht für die Sanierung des maroden Bahnhofsgebäudes eine Mehrfachnutzung vor - die Reaktion im Gemeinderat sind eher durchwachsen.

Von Lisa Marie Wimmer, Pullach

Das Pullacher Bahnhofsgebäude ist in die Jahre gekommen: Das Dach ist instabil, die Leitungen sind alt, die Fassade bröckelt und um die Bausubstanz zu stabilisieren, mussten Holzstützen eingezogen werden. Seit Jahren will die Gemeinde das Gebäude daher sanieren. Jetzt hat ein Architektenbüro dem Gemeinderat ein erstes Nutzungskonzept für den alten, denkmalgeschützten Bahnhof vorgestellt, der 1890 als Teil der Isartalbahn erbaut wurde. Mehr als 2,2 Millionen Euro sollen Sanierung und Umbau des Gebäudes nach ersten Schätzungen kosten.

Bei dem von dem Büro "Stephan Koch Architekten" vorgestellten Konzept handelt es sich zunächst um einen Vorentwurf, der laut Gemeinde eine "Diskussionsgrundlage für die weitere Planung" bieten soll. Diese nahmen die Gemeinderäte gleich zum Anlass und beklagten und bemängelten etwa die Größe der geplanten Küche und des Warteraums, die Lage der Toiletten sowie die geplante Nutzung im Allgemeinen.

Wie schnell der Pullacher Gemeinderat zu einem Konsens kommen wird, bleibt also abzuwarten. Dabei stand schon vor knapp einem Jahr fest: Es ist Eile geboten! In einer Sitzung im April 2023 machte der Abteilungsleiter Bautechnik der Gemeinde Pullach, Peter Kotzur, auf den "sehr schlechten Zustand" der Wartehalle aufmerksam. "Sie haben nicht jahrelang Zeit, eine Entscheidung zu treffen, sonst wird sie Ihnen abgenommen", mahnte Kotzur damals die Gemeinderäte und verwies darauf, dass bereits die endgültige Sperrung der Wartehalle wegen akuter Einsturzgefahr im Raum stehe.

Zwei "sportliche, aber nicht unrealistische" Jahre bis zur Fertigstellung gab Architekt Stephan Koch bei der Vorstellung seines Konzepts an. Seine Planung beinhalteten vor allem einen großen multifunktionalen Raum mit Glasfront in der bisherigen Wartehalle mit angeschlossener Küche. In diesem Mehrzweckraum im Hauptgebäude könnten abends kulturelle Veranstaltungen, aber auch Versammlungen von Pullacher Vereinen stattfinden. Tagsüber könnten die Räume überwiegend vom Familien- und Seniorenzentrum genutzt werden, das in einem weiteren kleineren Mehrzweckraum Platz findet. Der Wartebereich würde dann verkleinert in ein überdachtes Foyer zwischen dem Hauptgebäude und dem nördlichen Nebengebäude mit öffentlichen Toiletten kommen.

Eine Tatsache, die besonders zwei Gemeinderätinnen negativ aufstieß: Cornelia Zechmeister (WIP) kritisierte die Lage und die ihrer Meinung nach zu geringe Größe des geplanten Warteraums. "Wir wissen genau, wie pünktlich unsere S-Bahn ist", sagte sie ironisch. Und Christine Eisenmann (CSU) empfand den Warteraum neben den Toiletten ebenfalls nicht als "gelungen", in Anbetracht des Umstands, als Frau dort alleine warten zu müssen.

Als Alternativen für den geplanten großen Mehrzweckraum schlugen Gemeinderäte eine Bäckerei, ein Café oder ein anderes Einzelhandelsgeschäft vor - wobei es auch eine warnende Stimme gab, der Bahnhof sei "keine wirkliche Einkaufslage". Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) fing die Debatte ein: "Wir sind hier ganz am Anfang." In der nächsten Sitzung soll das Konzept weiter besprochen werden.

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