Süddeutsche Zeitung

Verlängerung der U 6:Eine Schneise durch den Wald

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Die Trasse vom Klinikum Großhadern bis zum Wissenschaftscampus in Martinsried nimmt Gestalt an, das Parkhaus steht sogar bereits. Aber vor dem U-Bahn-Bau selbst liegen noch große Probleme: etwa mit Gift- und Schadstoffen belasteter Aushub.

Von Rainer Rutz, Planegg

Langsam, ganz langsam lässt sich erahnen, wie sich die Bauarbeiten für die Verlängerung der U 6 vom Klinikum Großhadern bis auf den Wissenschaftscampus in Martinsried auf Landschaft und Menschen auswirken werden: Die Vorarbeiten für die rund einen Kilometer lange Strecke quer durch den Wald vom bisherigen Endpunkt der U 6 am südlichen Eingang zum Klinikum sind nahezu abgeschlossen, derzeit laufen die Vergabeaufträge für die Hauptarbeiten, die Anfang 2023 beginnen sollen. Exakt entlang des bisherigen Geh- und Radwegs vom Südausgang des Klinikums zu den Gebäuden des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie (IZB) wird die Strecke kerzengerade in offener Bauweise geführt.

Alle Bäume, die im Weg standen, sind gefällt, die Wurzelstöcke entfernt. Wenn die großen Baumaschinen kommen, ist hier für Radfahrer und vermutlich auch für Fußgänger kein Durchkommen mehr. Sie müssen einige hundert Meter weiter auf die neue Verbindungsstraße zum Campus ausweichen. Die Planer rechnen mit weiteren Erschwernissen beim Bau, wie der Geschäftsführer der Projektmanagementgesellschaft, Dimitri Steinle, im Juli sagte. Man erwartet zum Beispiel einen mit Gift- und Schadstoffen belasteten Aushub und auch die Lieferung bestimmter Baumaterialien sei nicht gesichert - ähnlich wie beim neuen Parkdeck auf der anderen Seite des Medizinischen Zentrums, das auf den bestehenden Parkplatz für die Universität aufgestockt wurde.

Das Parkdeck immerhin ist jetzt mit Verzögerung fertig geworden und bietet U-Bahn-Nutzern zunächst Platz für 80 Fahrzeuge. Klar ist allerdings auch, dass dies nicht ausreichen wird. So wurden die technischen Voraussetzungen für den Bau weiterer 80 Plätze geschaffen. Mit der Fertigstellung des Parkdecks werde auch das U-Bahn-Projekt "nach außen hin sichtbar", sagte Bernd Sibler (CSU) zu seiner Zeit als bayerischer Wissenschaftsminister. Bei den ersten Planungen für die U-Bahnverlängerung war noch vom Bau einer Tiefgarage mit mindestens 300 Plätzen südwestlich der Würmtalstraße die Rede gewesen. Das Vorhaben wurde jedoch unter anderem aus Kostengründen verworfen.

Das ganze Projekt kostet mindestens 166 Millionen Euro

Weiter vorangekommen sind inzwischen auch die Planungen für einen zentralen Omnibusbahnhof am Endpunkt der Strecke in Martinsried. Damit es schneller geht, hat man Abstand genommen vom ursprünglichen Plan eines Ideenwettbewerbs. Jetzt wurden drei Planungsbüros beauftragt, Ergebnisse soll es noch heuer geben. Für den Bahnhof in Martinsried ist die Gemeinde Planegg allein zuständig. Sie muss auch die Kosten von geschätzt zwei Millionen Euro alleine tragen. Die Gesamtkosten für die U-Bahnverlängerung betragen nach heutigem Stand rund 166 Millionen Euro. Bei den ersten Planungen vor rund 20 Jahren war man noch von höchstens 70 Millionen Euro ausgegangen.

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