Süddeutsche Zeitung

Schwimm-Wettkampf in Oberschleißheim:Vier Kilometer in 49 Minuten

Lesezeit: 2 min

Nach langer, pandemiebedingter Pause bietet das Langstreckenschwimmen in Oberschleißheim Athleten Gelegenheit zu einem ersten Wettkampf. Der Sieger über vier Kilometer ist ein guter Bekannter.

Von Anna-Maria Salmen, Oberschleißheim

Schon um kurz nach elf Uhr brennt die Sonne vom Himmel, nur ein leichter Wind weht und kräuselt die Wasseroberfläche im Becken der Regattastrecke in Oberschleißheim. Am Ufer ist ein großes blaues Tor aufgebaut, an dem sich eine große Gruppe an Schwimmern versammelt hat. Einige tragen lediglich Badehosen und Bikinis, andere sind mit Neoprenanzügen ausgerüstet. Alle wirken eifrig, können den Gang ins Wasser sichtlich kaum erwarten. Seit einigen Minuten sind bereits die Teilnehmer des Langstreckenschwimmens über vier Kilometer im Becken. Die Gruppe, die nun startet, hat einen Wettkampf über 1000 Meter vor sich.

Durch die Lautsprecher schallt die Stimme des Moderators, der die Sekunden bis zum Beginn herunter zählt. Bei Null rennen die Teilnehmer los, einer nach dem anderen läuft durch das Tor ins Wasser. Die ersten Schwimmer kraulen bereits in Richtung einer Boje, während die letzten Starter noch am Ufer warten.

Der verzögerte Starts war den angepassten Bedingungen geschuldet, unter denen das jährliche Langstreckenschwimmen am Samstag an der Oberschleißheimer Regattastrecke stattfand. "Normalerweise beginnen alle Teilnehmer gleichzeitig. Das sieht dann spektakulär aus, wenn ungefähr 500 Leute auf einmal ins Wasser gehen", sagt Veranstalter Alexander Fricke. Die Auflagen, an die man sich aufgrund der Pandemie halten müsse, machten einen derartigen Massenstart jedoch unmöglich. Im Gegensatz zum Vorjahr durften die mehr als 200 Teilnehmer immerhin eine Begleitperson mitbringen. Zuschauer jedoch waren nach wie vor nicht zugelassen, die Tribünen am Wasserrand blieben leer.

Schon wenige Minuten nach dem Start sind die ersten Schwimmer auf dem Rückweg. Der Erste im Ziel ist jedoch nicht zwingend der Schnellste, der tatsächliche Sieger wird erst nach der Zeitmessung gekürt.

Über Rangfolgen scheinen sich die aus dem Wasser steigenden Schwimmer zunächst keine Gedanken zu machen: Schwer atmend steuern sie auf einen kleinen Stand mit Getränken zu, hinterlassen Wasserspuren auf dem heißen Asphalt. Ein Teilnehmer in Neoprenanzug lässt sich lachend von einem der Security-Mitarbeiter vor dem Ausstieg fotografieren. Gerade in der Gruppe der Ein-Kilometer-Schwimmer hätten viele Spaß daran, nach langer Wettkampfpause wieder ein Rennen schwimmen zu können, sagt Veranstalter Fricke. "Die meisten Veranstaltungen dieser Art sind entweder abgesagt, verschoben oder man weiß es noch nicht." Bei vielen Teilnehmern sei großer Ehrgeiz zu erkennen, vor allem bei den erfahrenen Sportlern, die sich an die Vier-Kilometer-Strecke wagen. "Die nutzen das auch als Vorbereitung auf die Wettkampfsaison", so Fricke.

Weniger als eine Stunde nach dem Start erreichen die ersten Schwimmer dieser Distanz das Ziel. Der Schnellste benötigte gerade einmal 49 Minuten und 25 Sekunden für die vier Kilometer - es ist der Vorjahressieger Nicky Lange. Der wohl prominenteste Teilnehmer steigt wenig später aus dem Wasser, 55 Minuten und 25 Sekunden nach seinem Start: Faris Al-Sultan, der im Jahr 2005 als dritter Deutscher die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewann. Auch im vergangenen Jahr war Al-Sultan bereits in Oberschleißheim geschwommen, es war eigener Aussage nach sein letzter Wettkampf für lange Zeit.

Gerade für Schwimmer seien die vergangenen Monate voller Herausforderungen gewesen: Die Schwimmbäder hatten geschlossen, lange war es zu kalt, um in Seen trainieren zu können. "Für viele war das schon hart", sagt Al-Sultan. Umso schöner sei es, wieder allmählich in Wettkämpfen antreten zu können. "Das gibt zumindest einen Hauch von Normalität."

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SZ vom 28.06.2021
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