Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim:Massiver Protest gegen Fällungen

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Mehr als 100 Demonstranten fordern Schutz der Allee am neuen Universitäts-Campus.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Weit mehr als 100 Leute haben am Samstag in Oberschleißheim gegen die geplante Fällung der Allee entlang der Veterinärstraße demonstriert. Organisatorin Gaby Hohenberger (Grüne) berichtete dabei von 657 Unterschriften, die in den Tagen zuvor und bei der Demo aus Protest gegen den Kahlschlag gesammelt worden sind. Der Gemeinderat hat erst wenige Tage zuvor erneut bekräftigt, die Straße verbreitern und dafür alle knapp 30 Bäume auf der Südseite fällen oder verpflanzen zu wollen.

Hohenberger stellte bei ihrer Rede zur Demo die Sinnhaftigkeit des Ausbaus in Frage. Sie stellte die Vermutung an, dass damit bereits eine innerörtliche Zufahrt für das geplante neue Gewerbegebiet westlich des Universitäts-Campus vorbereitet werden solle. In der Begründung des Ausbaus hatte es geheißen, der Busverkehr und der Lieferverkehr für das Universitätsgelände mache die Verbreiterung unumgänglich. Hohenberger forderte, die Erschließung der Tierärztlichen Fakultät wie geplant hauptsächlich über die Sonnenstraße zu führen und die Veterinärstraße zur Anliegerstraße herabzustufen, um weiteren Verkehr auszuschließen.

Der von der Gemeinde bereits eingeleitete Ausbau der anschließenden St.-Hubertus-Straße werde noch weitere Bäume kosten, erinnerte Hohenberger. Birgit Annecke-Patsch von der Ortsgruppe Ober- und Unterschleißheim des Bundes Naturschutz wies auf die Schwierigkeiten bei den geplanten Umpflanzungen der alten Bäume hin. Da es immer trockener werde und das Grundwasser absinke, würden die meisten Bäume nicht mehr anwachsen. "Leider wird der Wert eines Baumes immer noch nicht hoch genug geschätzt", klagte sie.

Der Unterschleißheimer Stadtrat Tino Schlagintweit, geborener Oberschleißheimer, appellierte an den Gemeinderat, seine Pläne zu korrigieren. "Wir müssen lernen, Bäume und Stadtgrün nicht nur irgendwie gut zu finden", sagte er, "das tut ja jeder, sondern wir müssen genau wie ein Förster dafür sorgen, dass niemals mehr gefällt wird als nachwächst." Die Verbreiterung der Straße hatte der Bauausschuss des Gemeinderats einstimmig beschlossen, danach gab es öffentlichen Aufruhr.

Einen Revisionsantrag der Grünen lehnte das Gremium ab. Im Gemeinderat hatten sonst alle Fraktionen, CSU, FW, SPD und FDP, die Ausbaupläne verteidigt. Angesichts der möglichen Verpflanzung der Bäume sei der ökologische Schaden geringer als der Gewinn durch den Ausbau des Buslinienverkehrs, so die Argumentation. Bei der Demo gab es Transparente, die eine "umweltbewusste Verkehrsplanung" forderten: "Förderung des MVV erfordert keinen Kahlschlag."

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SZ vom 21.06.2021
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