Süddeutsche Zeitung

Oberhaching:Medizincheck für Hund´ und Katz´

Lesezeit: 3 min

Im seit 25 Jahren bestehenden Tierkrankenhaus gibt es Spezialisten für jedes Gebiet.

Von Anna-Maria Salmen

Freitagmorgen, 9.30 Uhr. Bereits jetzt herrscht Hochbetrieb in der Tierklinik Oberhaching, gerade bringen zwei Frauen ihre Hunde an der Leine durch die Eingangstür. Am Empfang weist man ihnen den Weg zu einem kleinen, abgetrennten Raum. Darüber hängt ein Schild: "Wartebereich für Hunde". Auf der gegenüberliegenden Seite finden Katzenbesitzer ein ähnliches Zimmer für ihre Samtpfoten.

Die Trennung hat schon ihren Sinn, wie Klinikleiter Lorenz Schmid erklärt. Denn die Tiere sollen nicht schon vor dem Arztbesuch unnötig gestresst werden. Ein spezielles Lüftungssystem stellt deshalb auch sicher, dass die Hunde beim Warten die Katzen nicht wittern. Stolz blickt sich Schmid in den Räumen der Klinik um. Er betrachtet dabei sein Lebenswerk, denn der 61-Jährige gründete einst das Tierkrankenhaus, das heuer sein 25. Jubiläum feiert.

Angefangen hat alles jedoch bereits vor 30 Jahren. Schmid stieg als junger Tierarzt in eine kleine bestehende Praxis ein - und konnte gleich bei seiner Vorstellung sein Talent beweisen, als er einen mysteriösen Fall löste: Ein Hund war mit Fieber eingeliefert worden, das Tier sah mitgenommen aus. Schmid, der eine Zeit in Südafrika gearbeitet hatte, kam sofort auf einen Verdacht. "Ich habe gleich herausgefunden, dass es Babesiose war, eine Art Malaria bei Hunden. Das war sehr ungewöhnlich hier", erinnert er sich. Nach diesem ersten Erfolgserlebnis blieb die Praxis allerdings zunächst klein. Gerade einmal zwei Mitarbeiter waren 1990 angestellt: Schmid selbst und eine Studentin. "Das war noch sehr überschaubar", erzählt der 61-Jährige lachend. "Aber wir waren von Anfang an auf einem sehr guten Niveau."

Schmid baute die Praxis immer weiter aus, bis er damit im Jahr 1994 schließlich den Klinikstatus erwerben konnte. Damit wuchs auch die Arbeit, sodass schnell die ersten Assistenten eingestellt wurden. In den folgenden Jahren stiegen zusätzlich drei Teilhaber ein, die Fachtierärzte Jochen Borbe, Peter Scabell und Thomas Steffen. Als die Klinik zu groß für die alten Räumlichkeiten wurde, zogen die Veterinäre 2005 in das neue Gebäude im Oberhachinger Industriegebiet.

Seit zwei Jahren gehört auch das Kleintierzentrum in Starnberg zur Klinikfamilie, mit dessen Leiter Ingo Blanke kam der vorerst letzte Partner ins Führungsteam. Aus zwei Mitarbeitern in den Anfangszeiten sind mittlerweile mehr als 160 geworden. "Ich wollte zwar mit mehreren Ärzten zusammenarbeiten, aber dass es so eine Dimension annimmt, hätte ich nie vermutet", sagt Schmid.

In den 25 Jahren ihres Bestehens hat sich die Oberhachinger Tierklinik zu einer der größten und modernsten Einrichtungen Deutschlands entwickelt. Wie in einem kleinen Krankenhaus gehören Geräte für bildgebende Verfahren wie CT und MRT, drei Ultraschallapparate, vier Operationssäle und ein hauseigenes Labor zur Ausstattung. "Das ist alles wie für Menschen. Nur die Betten sind kleiner", scherzt Schmid. "Es ist auf dem neuesten Stand, dafür haben wir sehr viel investiert." Die Bundestierärztekammer belohnt die Anstrengungen regelmäßig mit dem Gütesiegel "Gute Veterinärmedizinische Praxis", was für höchste Maßstäbe in Qualitäts-, Prozess- und Hygienemanagement steht.

Von der Augenheilkunde bis zur Zahnmedizin

Dass das Team zudem viel Wert auf das Wohl von Katzen legt, zeigt die Zertifizierung als "Cat Friendly Clinic", die bundesweit nur zehn Tierkliniken erhalten haben. Die hohe Qualität lockt viele Frauchen und Herrchen mit ihren Vierbeinern nach Oberhaching. Während anfangs auch Reptilien oder Vögel unter den Patienten waren, ist die Tierklinik heute auf Hunde und Katzen spezialisiert. Manche Kunden kommen laut Schmid bereits seit 30 Jahren zu ihm, "sie schätzen die Erreichbarkeit über 24 Stunden". Ein weiterer Vorteil: In der Klinik sind alle Fachbereiche vertreten, von Augenheilkunde über Kardiologie bis hin zu Zahnmedizin.

"Wir haben Spezialisten für jedes Gebiet", so Schmid. Er selbst ist vor einigen Jahren zum ersten Fachtierarzt für Zahnheilkunde in Bayern geworden. In der Klinik sei alles abgedeckt, was in der Tiermedizin möglich ist, "egal ob künstliche Hüfte oder Zahnkrone". Auch nach all den Jahren ist Schmid noch "begeisterter Tierarzt", wie er sagt. Der 61-Jährige hat selbst einen Hund, in der Klinik merkt man ihm die Freude bei der Arbeit mit den Vierbeinern an. "Das ist ein ganz besonderer Beruf. Man kann sehr viel Gutes bewirken, die Besitzer sind immer dankbar."

Über Fernsehsendungen, die die Arbeit in einer Veterinärpraxis mit einer "Wohlfühlatmosphäre" darstellen, lacht der Tierarzt trotzdem. Denn der Beruf sei fordernd, "man muss sehr hart arbeiten". Zudem sehen Tierärzte sich immer wieder vor belastende Situationen gestellt. Schmid fällt es nach eigener Aussage manchmal "unglaublich schwer", dem Besitzer mitzuteilen, wenn er nichts mehr für dessen Liebling tun kann. Dennoch - die schönen Momente überwiegen.

Auch in Zukunft will die Oberhachinger Tierklinik den Werten treu bleiben, die sie erfolgreich gemacht haben: Menschlichkeit, Professionalität und Wertschätzung, nennt da Schmid. Und für ihn steht fest, dass er seine Klinik nicht in die Hände großer Investoren geben wird, die derzeit viele Praxen aufkaufen. "Wir wollen privat geführt bleiben. Deshalb haben wir auch jüngere Teilhaber in der Klinikleitung", sagt der Tierarzt.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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